Yankeetum
11.07.2005
Yankeetum,
das ist
die Topographie
einer Geistes-Landschaft —:
wie ein
Yankee
zu denken
und
dem entsprechend
auch
zu handeln.
Yankee-Topos
Im historischen Kontext diente der Begriff “Yankee“ den Südstaaten-Armeen im Sezessionskrieg von 1861-1865 zur Kennzeichnung und Brandmarkung der Nordstaaten-Soldaten. Vielleicht leitet sich der Begriff aber auch aus dem historisch noch älteren Spitznamen für holländische Einwanderer der Neuengland-Staaten ab: Jan Kees.
Wenn ich in meinen Texten den Begriff des Yankees benutze, so kenn-zeichne ich hiermit einen Menschen-Typus, den es bereits seit Jahrhunderten gibt, der für wert-losen Trödel und Tand seinem Gegenüber das Wert-vollste abkauft, das es bestitzt. So verhielten sich schon die ersten Trader und Kolonialisten der großen Handels-Kompanien des 17.-19. Jahrhunderts, wo auch immer sie hinkamen: zunächst tauschten sie Materielles wie etwa Decken, Felle, kauften vielleicht auch ein Stück Land (vgl. u.a. „Hudson’s Bay Company“; gegr. 1670); dann kauften sie Rohstoffe wie etwa Tee oder Kaffee oder Gewürze (vgl. die europ. Westindien- bzw. Ostindien Kompanien des frühen 17. und späten 18. Jahrhunderts); später dann wurden Edelmetalle und Diamanten geschürft und im selben Unternehmen auch vermarktet (vgl. etwa die Entstehungs-Geschichte von „De Beers“; gegr. 1888); früher wie auch heute wieder waren aber auch Menschen selbst als Sklaven eine lukrative Einnahmen-Quelle (Studien gehen davon aus, dass zw. 1519 und 1867 ca. 11 Mio. Afrikaner in die „Neue Welt“ versklavt wurden; heute nennt man sie „Schleuser“ oder „Menschen-Händler“, das klingt irgendwie „humaner“ und der antreibende Gedanke dieses Geschäfts richtet sich nicht auf die Arbeitskraft des verkauften Menschen, sondern ausschließlich auf die reine Stückzahl der transportierten Personen); u.v.a.m.. Floriert sein Handel, dann beginnt der Yankee zunehmend auch ideelle Werte wie etwa Bewegungs-Freiheit (Stichwort: Reservate), Religions-Freiheit, Meinungs-Freiheit (von Data Mining bis hin zur sog. “Vorratsdatenspeicherung“) von seinem Gegenüber abzufordern. Unversehens schwingt er sich zum „master“ auf und diktiert, was „rechtens“ ist. Und „richtig“ und „Recht“ ist sodann nur noch das, was ihm als „master“ genehm ist. So kaufte und kauft er zuletzt stets die Kultur, samt Sprache, samt Identität seines “Handels-Partners“ (vgl. sog. “Missions-Schulen“ von Canada bis Papua Neuguinea; oder die sog. “Kolonialgeschichte“ des 17.-20. Jahrhunderts). Ein Yankee nutzt Handels-Wege stets zur Aneignung der Fremde (vgl. „Kolonisierung“) wie auch zur Enteignung des Fremden, den er zwar gerne als „Partner“ umschmeichelt, aber letztlich doch nur „assimilieren“, d.h. ent-eignen und ausbeuten will (vgl. moderne Formen des sog. „Freihandels“, wie etwa TTIP, CETA, etc.pp.). Über die Handels-Wege der nunmehr globalisierten Märkte sucht sein „Wille zur Macht“ unablässig nach neuen Infiltrations-Wegen für sein „Big business“. Frei nach Nietzsche: wo sein Wille wirkt, da findet er auch seinen Weg zum Handels-Ziel. Das Markt-Segment ist hierbei beliebig austauschbar: ob es nun TTIP heißt, oder Waffen-Handel ist, ob es nun Cacao heißt, oder Menschen-Handel ist, ob es nun „Edle Erden“ und „Edelmetalle“ / „Diamanten“ heißt, oder moderne Sklaverei ist, ob es nun „Außengrenze“ heißt, oder organisiertes „Schleusertum“ ist… — Gleichviel. Immer wird der Yankee seinen „Goldenen Schnitt“ machen, und sich das „größte Kuchen-Stück“ seines Markt-Segmentes zu sichern wissen.
Daher findet es ein Yankee auch von seinem Standpunkt aus betrachtet völlig korrekt, wenn er etwa einem Inuit (nicht: Eskimo) einen Kühlschrank oder eine Tiefkühltruhe verkauft, um diese sodann mit seinen Yankee-“Produkten“ zu füllen, wenn er im Gegenzug hierfür die von ihm begehrten Schürflizenzen für Teer- bzw.Ölsande oder Erze bekommt. Und dieses Trader-Prinzip gilt nicht nur für Alaska und Canada, sondern auch für weite Teile Sibiriens und der Arktis allgemein. Der Kauf-Preis spielt für ihn hierbei — bei diesen “schmutzigen Deals“ — keine Rolle; und die kulturellen und ideellen Werte der (Ur-)Einwohner interessieren einen Yankee nicht. Und wie immer, wenn es um sehr viel “Geld“, “Return“ und “Rendite“ ging oder auch heute noch geht, hält sich der Yankee gegenüber dem Handels-“Partner“ für außerst “clever & smart“: Verträge schließt er stets zu seinem je eigenen Vorteil und die darin festgeschriebenen wechselseitigen Verpflichtungen gelten ihm nichts (vgl. u.a. die Vertrags-Situationen des 18.-20. Jahrhunderts der “nordamerikanischen Indianer“, heute: First Nations; aber auch die heutige Situation der Campesinos Lateinamerikas, der Einwohner Afrikas, Indiens, Indonesiens, kurz: der sog. „Schwellenländer“). Andererseits jedoch fordert er ultimative Vertragstreue bzw. „Rechtssicherheit“ von seinen Vertrags-„Partnern“, um sie — falls der „deal“ nicht in seinem Sinne funktioniert — entweder vor öffentliche Gerichte oder aber vor sog. „Schatten-Gerichte“ ziehen zu können (vgl. ehemals Monsanto vs. Percy Schmeiser). Seine Söldner-Anwälte werden den Privatmann sicherlich mittels „Schadensersatz-Forderungen“ in Millionenhöhe ruinieren und selbst Staaten an die „Kandare“ nehmen. Ein Yankee verdient immer — sei es nun am „deal“, sei es bei Gericht — und doppelt, wenn es sich hierbei um das amerikanische Rechts-System handeln sollte.
Ein Yankee ist ein Menschen-Typ, den man zu allen Zeiten, in allen Kulturen, auf allen Kontinenten, auf allen “Märkten“, an allen Macht-Schaltern dieser Welt antrifft. Sofern nur sein Preis stimmt. Wer hat’s erfunden…—?!