Worte wie Sterne: Fortsetzung
Das philosophische Langzeit-Projekt „Worte wie Sterne“
der Philosophischen Praxis gnōthi seautón, Flörsheim am Main
Jede Kultur und jede Religion brachte solch zeitlos-gültigen Sentenzen hervor. Zeitlos Gültiges, das die Jahrtausende zu überdauern vermag, inmitten flüchtiger, vergänglicher, sich ständig wandelnder „Zeit“ als „Epochen“. Unwandelbar Gültiges im endlosen Strom des allseitigen Wandels (panta rhei!). Das heißt: sowohl auf der „Zeitachse“ der „Historie“, von den ersten uns erhaltenen Fragmenten der menschlichen Geschichte als nachweisbare „Dokumente“, wie auch in geographischer Hinsicht „rund um den Globus“, sind uns diese Wahrheits-Zeugnisse und Sinn-Splitter erhalten geblieben. So hatten bzw. haben etwa die Inuit eine andere Kultur und Religion als die untergegangenen Reiche der Azteken und Inkas Mittel- und Südamerikas; diese wiederum eine andere als etwa die Kulturen des sog. „Nahen und Mittleren Ostens“; die Kulturen und Religionen des „Nahen und Mittleren Ostens“ unterscheiden sich von jenen „im Herzen Afrikas“ wie auch von jenen des sog. „Abendlandes“; und das christlich geprägte „Abendland“ sah und sieht im sog. „Morgenland“ („ex oriente lux“) wie auch dem sog. „Fernen Osten“ ebenfalls andere Kulturen wie auch andere Religionen. Das Andere im Gemeinsamen als ein Ergebnis der kulturellen Perspektive. So könnten auch wir nun unsere eigene Kultur und Religion als ein „primus inter pares“ betrachten und empfinden, d.h. in der Symphonie der weltweiten Kulturen und Religionen zwar als gleichberechtig und gleichwertig, jedoch nicht als die alles andere beherrschende und bestimmende Leit-Kultur, die auf Welt-Eroberung und Macht-Zuwachs ausgerichtet ist, noch als die „einzig wahre Religion“, die lediglich in einem anderen Kontext die selben Ziele verfolgen würde. Oder wir können zurückfallen in eine bornierte, meist ethnozentristisch aufgelagerte und / oder politisch indoktrinierte, ideologisch eingefärbte Sichtweise, die seit Jahrtausenden aus dem Reichtum der anderen Kulturen und Religionen die sog. „hoi barbaroi“ machte und gerade heute schon wieder macht („die Barbaren“; so entwerteten antike Griechen die Kulturen und Religionen der Perser sowie anderer Völker…). Denn schon immer machte und macht ein völlig unreflektierter Ethnozentrismus bzw. Egozentrismus den politisch Anders-Denkenden wie auch Anders-Glaubenden zum „Erzfeind“, zum „Bösen“, zum „Untermenschen“, zum „Ungläubigen“, zum „Heiden“, zum „Ketzer“, wie sie gleichzeitig die gesamte Bevölkerung eines Landes uni sono zu „Schurken-Staaten“, zu „Terror-Staaten“, etc.pp. stilisieren, abwerten, abstempeln und „ummünzen“. Blinder Ethnozentrismus bzw. Egozentrismus ent-wertet sowohl den Einzelnen als auch die „Gruppe“ (z.B. Ethnien) als die wesentlich „Anderen“. Die heutigen Phänomene des modernen Rechtspopulismus und des religiösen Fanatismus diskreditieren und diskriminieren das Andere, das sie gemäß der eigenen Welt-Anschauung „gleich machen“ wollen. Und sie stilisieren den Anderen ohne irgendeine inhaltliche Abstufung zu ihrem „Feind“, ja zu ihrem „Todfeind“, den sie legitimerweise nicht nur „niederbrüllen“, nicht nur argumentativ bekämpfen, sondern existentiell vernichten dürfen. „Schwarz-Weiß-Projektionen“ als „persönliche Fakten“ verkauft. So etwa funktioniert das heutige islamische Phänomen des IS; so arbeitet der heute wieder grassierende, oftmals rassistisch untermauerte Rechtspopulismus in Europa und den USA (etwa wenn in Polen per Dekret, die Umschreibung historischer Tatsachen in rechtspopulistische Sichtweisen und Gedankengut vollzogen, und die polnische Kollaboration an der Shoa unter Strafe gestellt wird); so geschieht es zur Zeit in der gleichgeschalteten Türkei, etwa bei der Leugnung der Täterschaft am armenischen Genozid des „Aghet“; so verbreitet sich der übersteigerte, heutige Nationalismus in div. asiatischen wie auch arabischen Ländern. Die Liste der heutigen Ent-Wertung von Menschen, Kulturen, Religionen, etc. ließe sich beliebig fortschreiben.
Es ist m.E. daher gerade heute in der „Epoche des un-überbrückbaren Wider-Streites“, des allseits proklamierten „clash of cultures“, aber auch innerhalb einer einzigen unversöhnlich und zutiefst gespaltenen Gesellschaft wie die Beispiele von Trump, May, Orbán, Kaczyński, Erdoğan, etc.pp. zeigen, erneut an der Zeit, das Gemeinsame, das positiv uns Verbindende, das menschliche „Band“ (Karl Jaspers), das die Brücke zum Anderen zu schlagen vermag, wieder heraus-zu-arbeiten. Gerade heute, da es schon wieder en vogue und salonfähig ist, den Anderen als den „Fremden“ auszusperren (rechtspopulistisches Europa), auszugrenzen (rassistisches Amerika), auszumerzen (rechtsnationale Türkei, z.Zt. die Kurden der syrischen Region Afrin), sollten wir erneut uns bewusst und uns selbst zu eigen machen, wie nahe einander diese verschiedenen Kulturen und Religionen doch wesentlich sind —: in ihren je eigenen „Wurzeln“, in ihren je eigenen Weisheits-Worten, in ihren je eigenen Weisheits-Schriften. Sie alle gleichen „Fenstern“ eines großen gemeinsamen Hauses, durch die wir hindurchschauen können auf Wesentliches, das Eines ist. Dieses Eins-Sein bildet durch alle Zeiten hindurch das gemeinsame, das tragenden Fundament der Menschheit (ut unum sint!). Einerseits zwar stets auch „eigen“, da kulturell ausgeformt — Unterschiede der Kulturen und Religionen sollen wechsel-seitig anerkannt und auch benannt und gerade nicht eingeebnet werden (wie dies sowohl Rechtsaußen als auch religiöse Fanatiker des Islams unablässig verlangen…). Unterschiede der Kulturen und Religionen dürfen und können in wechsel-seitigem Respekt nebeneinander bestehen, also gleich-berechtigt und gleich-wertig; nicht aber in einer beliebigen Umdeutung und Fehl-Auslegung hierarchisch verstanden und gewaltsam durchgesetzt werden. Kulturen und Religionen sind auf der menschlichen Ebene einerseits „eigen“, wie sie andererseits doch auch einander so nah sind, da wesentlicher als jegliche Kultur und Religion des Menschen all dasjenige ist, was als Wirklichkeit hierin nicht aufgeht, da eben diese Wirklichkeit jede Kultur und Religion grundlegt und erst nachfolgend bedingt. Anders gesagt: Was uns Menschen voneinander trennt, sind menschlich gemachte, kulturbedingte Unterschiede des Eigen-Seins. Doch dieses Sein ist — bei aller Wichtigkeit für den jeweiligen Staat und die jeweilige Religion bzw. Kirche —, doch noch relativ oberflächlich, nicht wesentlich noch existentiell. (En passant: Eine Position und Geistes-Haltung, die ich übrigens bei al-Bīrunī, einem gläubigen Moslem, gefunden habe…) Was uns Menschen jedoch verbindet — über alle zeitlichen Horizonte hinweg, über alle geographischen Grenzen hinweg, über alle kulturellen Eigenheiten hinweg, über alle religiösen Dogmen hinweg — ist eine interkulturelle und interreligiöse Wirklichkeit, die weitaus tiefer in unser Mensch-Sein hinabreicht wie sie zugleich auch weiter in die „Welt“ hinausreicht. Denn sie ist sowohl wesentlich als auch existentiell. Es ist jene Wahrheit, von der Karl Jaspers sagt: „Wahrheit ist, was uns verbindet.“ Vermögen wir diese Wirklichkeit zu erfassen und zu erfahren, so können wir in jeglichem Dasein das „Nicht-Andere“, das „Nicht-Trennende“ erkennen (vgl. u.a. die Yoga-Philosophie eines Aurobindo oder die philosophischen Quellen des Zen-Buddhismus). Eben das Alles mit Allem einander Verbindende. Oder um es mit einem Wink Hölderlins charakterisierend zu umfassen: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch…“ (Patmos-Hymne, Verse 3-4).
Aber selbst dann, wenn das „Welt-Geschick“ sich heute weitaus besser darstellen würde als es faktisch ist, ist es für jeden einzelnen Menschen an der Zeit, sich selbst einmal als „Perlen-Taucher“, als „Gold“- bzw. „Diamanten“-Sucher einer universellen Weisheit zu versuchen…— Denn wahre Selbst-Erkenntnis vollzieht sich nicht nur als Kartographierung der je eigenen „terra incognita“ in uns, diesem „unbekannten Land“, das wir selbst uns selbst sind. Sondern darüber-hinaus auch durch die Aneignung der Weisheit und Wahrheit von Anderen. Wahres Glück ist nicht käuflich. Aber gemeinsam können wir ein Sinn-volles und erfülltes Leben gestalten, dessen „Frucht“ ein reiferes und glücklicheres (Komparative!) Leben sein wird, als jenes, das wir zur Zeit führen. Denn Sinn und (Mensch-)Sein bedingen ontologisch einander.
Ich lade Sie daher ein, selbst Teilnehmer/-in wie auch Teil dieses Zeit-losen wie auch universellen Abenteuers zu sein. Sinn dieses Abenteuers könnte uns werden, erneut nicht nur die sog. „Achsenzeit“ (Terminus Karl Jaspers) der „philosophia perennis“, sondern darüber hinaus auch eine Topograhie der Philosophie wie auch der Weisheit nachzuzeichnen. (Und als „Bilanz“ und „return“ hiervon unser eigenes Mensch-Sein „reicher“ und „Wert-voller“ auszugestalten.) Stellen wir uns eine Weltkarte vor, auf die für jedes Weisheits-Wort bzw. für jeden Autor ein „Fähnchen“ gesteckt würde. So könnten wir veranschaulichen und auch begreifen, wie sich theoretische Philosophie und gelebte Weisheit durch die Jahrtausende hindurch nach und nach rund um den Globus verbreitet haben…
Folgende Struktur soll unser Abenteuer haben:
- Sie mailen mir Ihr Lieblings-Motto oder Ihre Sternen-Sentenz an folgende Mail- Adresse: kontakt@praxis-gnothi-seauton.de
- Das Motto, die Sentenz muss folgende Kriterien erfüllen:
- philosophischer, theologischer, spiritueller Ursprung & Gehalt
- Überprüfbarkeit der Quelle (Autor, Lebensdaten, Werk, Land)
- Beispiel: „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“
(Blaise Pascal, 1623-1662, Pensées, Fragment 89, frz. Philosoph) - Sollte nicht länger als ca. 25 Worte oder ca. 170 Zeichen sein
- Aus den Zusendungen wähle ich für jede Woche die 10 schönsten Sentenzen aus und stelle sie auf die Microsite „Wort-Lese“. Binnen eines Jahres sollten wir rund 520 Sentenzen versammelt haben. Eine wahre „Schatzkiste“ voller Weisheits-„Diamanten“.
- Wichtig: Die eingesandten Sentenzen dürfen keine Schutzrechte Dritter wie etwa „Copy-Right“ (©), Trademarkt (™), etc. von Autoren oder Verlagen verletzen!
Ich bin auf die zu erwartende „Auslese“ gespannt.
Die ersten 10 Weisheits-Worte können Sie bereits unter
Praxis gnōthi seautón „Wort-Lese“ einsehen:
http://www.praxis-gnothi-seauton.de/index.php/veranstaltungen/worte-wie-sterne/wort-lese