Was am Wege liegenblieb


Was am Wege liegenblieb

Es ist Januar. Die Fahrt über Silvester ist vorüber und nun warte ich auf die Planung für das Jahr, das gerade begonnen hat. Ich habe diesen Tag in einem früheren Blog als eine „Bescherung“ beschrieben, und das ist auch dieses Mal so, die Vorfreude steigt von Tag zu Tag.

Bis dahin ist noch ein wenig Zeit, die Möglichkeit, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Wenn meine Excel-Datei nicht schwindelt, war ich mit 358 Reisegästen unterwegs und habe dabei 37.500 km im Bus und 46.500 km im Flugzeug zurückgelegt.

Los ging es im März mit Island. „Auf der Suche nach dem Nordlicht“ war das Thema. Dafür hatten wir einen einheimischen Guide. Ausgestattet mit den neuesten meteorologischen Apps fuhr er mit uns von Reykjavik aus über die nächtliche Insel. Seiner Aussage nach waren Jahreszeit und Mondphase ideal, um Nordlichter beobachten zu können, wir müssten nur eine Wolkenlücke finden.

Wir fanden sie nicht. Wir sahen in finsterster Nacht wundervoll erleuchtete Holzkirchen, lauschten isländischen Legenden und sahen komplett bedeckten Himmel. Nachdem nachts um eins eine weitere von seiner App angekündigte Wolkenlücke offenbar einen anderen Weg gewählt hatte, gab er auf und brachte uns niedergeschlagen und enttäuscht zum Hotel zurück.

Zwei Tage später verabschiedete er sich zerknirscht von uns. Ich hatte das Gefühl, er nahm es seiner Heimat persönlich übel, dass sie ihn so hängengelassen hatte. Wir trösteten ihn, das Wetter ist nun einmal bei jeder Reise ein Faktor, den man hinnehmen muss, doch das konnte ihn nicht wirklich aufheitern. Der Bus fuhr, ohne unseren Guide, zum Flughafen nach Keflavik – und als wir dort ausstiegen, war der Himmel über und über mit Nordlichtern geschmückt, so hell, dass man sie selbst in der Nähe des hell erleuchteten Flughafengeländes gut erkennen konnte…

Als nächsten ging es, schon wegen des Kontrasts, nach Südafrika. Dor habe ich in der Nähe des Hluhluwe-Nationalparks eine neue Sorte Hotel kennengelernt, ein „tented camp“. Die geräumigen Häuser, jeweils für ein bis zwei Personen, waren bis in etwa zwei Meter Höhe gemauert, auch Waschraum und Dusche, alles aus massivem Stein, ein wundervoll bequemes Bett (das ist leider nicht immer so), eine kleine Terrasse, schöner kann man es sich nicht wünschen.

Anstelle eines Daches besitzen diese Häuser allerdings eine Zeltplane, die an dicken Balken befestigt über den Raum gespannt ist. Das verleiht dem Ganzen einen Hauch von Safari-Abenteuer. Nur haben wir leider eine recht stürmische Nacht erlebt, der Wind ließ die Balken ächzen, die Zeltbahn flatterte und knallte und hin und wieder trommelte ein Regenguss auf das Zeltdach. Am nächsten Morgen meinten etliche meiner Reisegäste, sie hätten kein Auge zumachen können.

Was macht man da als Reiseleiter? „Wissen Sie“, habe ich gesagt, „wenn Sie wieder daheim sind, werden Sie sich an diese eine Nacht ganz besonders erinnern, diese Nacht, in der es sich wieder so anfühlte wie damals, als Sie mit 20 Jahren zum Zelten gefahren sind!“ Ich bin mir sicher, dass es so gekommen ist.

In Südafrika und Namibia scheint es außerdem verboten zu sein, bestimmte Orte auf Facebook zu liken. Oder wie sonst soll ich dieses Verkehrsschild interpretieren?

 

Irland habe ich im vergangenen Jahr mehrfach besuchen dürfen. In Dublin ist nach langer Bauzeit wieder ein längerer Abschnitt der Straßenbahnstrecke fertig geworden. Jedes neue Teilstück erleichtert dem Busfahrer das Leben gewaltig, weniger Baustellen, weniger Umleitungen. Nur die Radfahrer scheinen mit den Tücken der Straßenbahn noch nicht vertraut zu sein. Ich habe jedenfalls noch nirgendwo sonst Schilder gesehen, die so schön drastisch die Gefahr illustrieren, wenn man mit dem Vorderrad in die Bahnschienen gerät.

Im zentralen Irland liegt Cashel mit der mittelalterlichen Burg- und Klosteranlage Rock of Cashel. Hier ist man offenbar Kummer mit Damenschuhen gewohnt. Wahrscheinlich um Versicherungsklagen von vornherein einen Riegel vorzuschieben, hat man High heels gleich verboten, das habe ich so auch noch nicht gesehen.

Inzwischen habe ich in 103 Hotels in 15 verschiedenen Ländern genächtigt. Es waren Luxusappartements dabei und schlimme Bruchbuden, seelenlose Kästen irgendwo in der Pampa an einer Umgehungsstraße und charmante, manchmal schon etwas angegraute Hotels im Ortszentrum. Es gibt Hotels, auf die freue ich mich schon vor Beginn der Reise und dann wieder andere, wo ich noch vor Abfahrt überlege, wie ich die Gäste schonend auf diese Nacht vorbereiten soll.

Manchmal erlebt man aber auch Unvorhersehbares. In San Francisco habe ich in einem dieser schönen alten Hotels nahe der Innenstadt tatsächlich die Zimmernummer 666 erwischt. Zumindest stand dies auf meiner Zimmerkarte:

Die Suche nach dem Zimmer auf der entsprechenden Etage war allerdings erfolglos. Erst als ich die Magnetkarte an einer anderen Tür ausprobierte, konnte ich ein Zimmer betreten. „666“ ist ja für einige zartbesaitete Menschen die Nummer des Teufels, „the number of the beast“, und um diesen Abergläubischen schlimme Alpträume zu ersparen, hat das Hotel eine sehr elegante Lösung gefunden:

Soviel als kurzer Rückblick auf ein langes und erlebnisreiches Reiseleiterjahr 2017. Wie eingangs geschrieben: Die Planung für dieses Jahr 2018 werde ich in den nächsten Tagen bekommen. Ich freue mich schon drauf und wünsche uns allen ein gesundes, intensives, abenteuerliches, entspanntes und mit schönen Begegnungen prall gefülltes Jahr 2018. Und immer schön vorsichtig sein, vor allem im Fall von die Straße kreuzenden Elefanten!

Und, auch wenn das in Deutschland keiner glaubt, die Warnschilder sind sehr ernst gemeint!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.