Vom Strahlen Lualmas


 

REZENSION von Thomas Berger

Vom Strahlen Lualmas
Eine erhellende Geschichte

 

Ein Gegenstand, der lebendig ist – welcher realistische Mensch würde da nicht den Kopf schütteln, die Sache als Widerspruch geringschätzen und sich selbstgewiss wieder der hellen Welt des Verstandes zuwenden, wie sie seit der Epoche der Aufklärung in hohem Ansehen steht? Doch das viel gepriesene Licht der Rationalität würde sich rasch als eine eigentümliche Art von Dunkelheit erweisen, wenn es mit dem Anspruch auf Alleinherrschaft aufträte und also kalt leuchtete. Mit einer solchen Helle wäre unser Leben wahrhaft ärmlich. Wie gut, dass es Menschen wie Bernhard Sattler gibt, die den Unterschied zwischen leuchten und strahlen kennen und ihn uns ins Bewusstsein rufen!

Lualma strahlt in die Welt– eine Debüterzählung für alle Jugendlichen und Erwachsenen, die sich den Sinn für das geschwisterliche Verhältnis von Verstand und Gefühl, Nüchternheit und Zauber, Klarheit und Geheimnisvollem bewahrt haben.

Der 50-jährige Autor Bernhard Sattler, Technischer Referent in einem Industrieverband, legt mit seiner ersten Veröffentlichung ein wunderbares Buch vor, das an Saint-Exupérys „Der kleine Prinz” erinnert.

Lualma, oberflächlich betrachtet nur eine kleine Tischlampe, ist von Geburt an mit einer besonderen Sendung betraut. Die Chinesin Hui, die sie fertigt, ahnt und spürt die Begabung der Leuchte, zu denken, zu hören und zu fühlen. Als ihre Mutter nimmt sie sich ihrer fürsorglich an. Doch bald schon reist Lualma um die Welt, macht Erfahrungen und begegnet unterschiedlichen Menschen, deren Leben sie durch ihr Strahlen bereichert: etwa dem Angestellten eines Möbelgeschäftes, der musikalischen Begabung Mia, dem fußballbegeisterten Sven und der alten Dame Anna, die allein lebt und vor ihrem Tod einen Brief für Lualma hinterlässt.

Bernhard Sattler, der das bezaubernde Werk seiner Frau, den Eltern und seinen drei Kindern widmete, kam auf die Idee zu der originellen Geschichte auf der Rückreise von der jährlich stattfindenden Hannover Messe. Im Zug sitzend, fiel ihm das Bild seiner älteren Tochter ein, wie sie einen breitrandigen Hut auf dem Kopf trägt – der spätere Lampenschirm in der Erzählung – und in berührender Weise strahlt, strahlt wie Lualma.

Das Ende des Buches bleibt hoffnungsvoll offen: Die Leuchte wird auf der Straße liegend gefunden und aus dem Sperrmüll gerettet. Lualma – das Ganze ist aus ihrer Perspektive geschrieben – sagt erleichtert und froh über ihre Retterin: „Sie nahm mich in den Arm, und wir tanzten durch die Straßen der Stadt in unsere gemeinsame Zukunft.”

Niemanden, dessen bin ich mir ganz sicher, wird Lualma strahlt in die Welt unberührt zurücklassen. Die Leserinnen und Leser, ob jung oder alt, werden begeistert sein, und das zauberhafte Strahlen Lualmas wird alle, welche das Herz am rechten Fleck haben, wärmen.

Die Sprache zeugt von der erzählerischen Begabung des Autors; sie lädt ein, das Buch von Zeit zu Zeit neu zu lesen.

Lobend hervorzuheben bleibt noch die äußere Gestaltung des Werkes: Die Verlegerin Karina Lotz, der Illustrator Denis Mohr und der für Satzarbeiten zuständige Gerd Mohler haben eine ansprechende, herzerfrischende, beglückende Neuerscheinung in der edition federleicht vorgelegt, zu der ich sie ausdrücklich beglückwünsche.