schreibArt-Rätsel für Jugendliche: Wer war’s?
Lösung des vorherigen Rätsels: Charles Darwin (1809-1882)
Frage: In den Geschichtsbüchern wirst du erwähnt wegen deines Engagements für die Mainzer Republik in den Jahren 1792/93. Die Beseitigung dieses ersten deutschen Demokratieversuches im Juli durch preußische Truppen hast du nicht lange überlebt. Vielleicht können wir in diesem Interview deine Lebensstationen noch einmal Revue passieren lassen.
Antwort: Bitte!
Frage: Dein Vater war der Naturforscher Reinhold […], der deine Entwicklung nachhaltiger prägte, als das gewöhnlich der Fall ist?
Antwort: Das kann man so sagen! Er war Pastor in Nassenhuben, einem kleinen Ort bei Danzig, damals noch zu Polnisch-Preußen gehörend, und mit dieser Stellung ordentlich unzufrieden, weil er seine Fähigkeiten nicht anerkannt sah und seinen Ehrgeiz nicht befriedigen konnte.
Frage: Wie wirkte sich das im Familienleben aus?
Antwort: Meine Mutter schimpfte, dass er bis spät in der Nacht auf seiner Studierstube hocke und sein kleinen Salär für Kerzen und die „verfluchten Bücher“ draufginge. Er dagegen hielt es für einen Skandal, dass die Welt nicht mehr von ihm verlange, als „einer Handvoll stumpfsinniger Bauernschädel die Predigt zu halten“.
Frage: Sein Ehrgeiz wurde 1765 erhört…
Antwort: Ja, er reiste mit mir nach Russland, wo er im Auftrag der Zarin Katharina als unabhängiger Gutachter die Siedlungsbedingungen für Kolonisten an der Wolga untersuchen sollte.
Frage: Welche Aufgaben hattest du als sein Begleiter?
Antwort: Seinen Rock zu bürsten, seine Schuhe zu putzen und seine derben Fäuste auszuhalten, wenn etwas nicht nach seinem Willen ging. Aber natürlich habe ich auch viel von ihm gelernt, was Sprachen, Naturwissenschaft oder Völkerkunde anbelangt.
Frage: Dieser Unterricht weckte deine Begabungen anscheinend in hervorragender Weise. Eine ordentliche Schule besuchtest du nicht einmal ein Jahr lang, legtest aber deine erste Veröffentlichung, die Übersetzung der „Kurzen russischen Geschichte“ von Michail Wassiljewitsch Lomonossow ins Englische, bereits mit dreizehn Jahren vor!
Antwort (nach zustimmendem Nicken): Nach der Russlandreise siedelte mein Vater mit mir nach England über und hoffte, mit seinem Forschungsbericht Eindruck bei der Royal Society zu machen. Ich versuchte derweil, das Haushaltsbudget mit Übersetzungen aufzubessern.
Frage: Als deine Mutter und die Geschwister nachgekommen waren – wiederholte sich euer Leben von Nassenhuben auch in London?
Antwort: Was die Geldsorgen anbelangt, sicherlich! Meine Mutter wurde schon trübsinnig. Und auch von London aus gingen ihr Mann und Sohn wieder auf eine große Reise.
Frage: Die zweite Weltumseglung des James Cook von 1772 bis 1775!
Antwort (nach zustimmendem Nicken): Damals vermutete man, dass die Landmassen auf den beiden Erdhalbkugeln gleich verteilt seien und es deshalb südlich von Australien noch einen Kontinent geben müsse, den sagenhaften Südkontinent. Cook’s Reise sollte darüber Aufschluss geben.
Frage: Auf dieser Expedition warst du wieder der Gehilfe deines Vaters, der als Wissenschaftler daran teilnahm.
Antwort: Ja, aber den Forschungsbericht „Reise um die Welt“ schrieb ich und machte mir damit einen Namen als Reiseschriftsteller, Natur- und Völkerkundler sowie als Zeichner.
Frage: Kannst du abschließend noch etwas zu deinem Leben in Mainz sagen?
Antwort: Seit 1788 war ich Universitätsbibliothekar in der Domstadt, trat am 5. November 1792 dem dortigen Jakobinerklub bei und setzte mich für die Angliederung des linken Rheinufers an Frankreich ein – in der Hoffnung auf Demokratie