SchreibArt-Rätsel für Jugendliche: Wer war’s?
Frage: Als Biologe warst du ein Naturtalent und hast nicht nur dein eigenes Fachgebiet, sondern auch die Geisteswissenschaften revolutioniert. Aber lass uns noch kurz bei deiner Biografie verweilen. Ist es richtig, dass du als Schüler lieber Frösche oder Insekten sammeltest, anstatt deine Hausaufgaben zu machen?
Antwort: Ja, vollkommen richtig, und es brachte mir manchen unangenehmen Auftritt mit meinem Vater ein.
Frage: Warum hast du nach der Schulzeit Theologie studiert, anstatt Biologie?
Antwort: Auch das war der Wunsch meines Vaters gewesen, oder besser gesagt: sein Befehl, dem ich mich nicht widersetzen konnte. Immerhin gelang es mir neben dem Studium, mir einen Namen als Botaniker und Biologe zu machen, was für mein weiteres Leben von entscheidender Bedeutung war.
Frage: Du meinst die Einladung, ein Schiff der königlichen Marine zu begleiten, das die südamerikanische Küste erkunden sollte?
Antwort: Diese Reise war das wichtigste Ereignis meines Lebens. Die Beobachtungen, die ich auf ihr machen konnte, bildeten die Grundlage für meine beiden Werke „Über die Entstehung der Arten“ von 1859 und „Die Abstammung des Menschen“ von 1871.
Frage: Bevor wir darauf zu sprechen kommen – kannst du vielleicht noch etwas über die Reise berichten?
Antwort: Wir stachen 1831 in See und wollten ursprünglich zwei Jahre später wieder zurück in England sein. Aber erst fünf Jahre später erreichten wir den heimatlichen Hafen. Während dieser Zeit hatten wir Südamerika, Neuseeland, Australien, Südafrika und wieder Südamerika angesteuert. Ich war ununterbrochen beschäftigt mit Beobachtungen, Sammlungen und Untersuchungen. Zahlreiche noch unbekannte Tierarten konnte ich entdecken.
Frage: Mit der Veröffentlichung dieses Forschungsberichtes war dein Ruf als bedeutender Naturwissenschaftler gesichert, aber viel wichtiger war, dass du dich an die Ausarbeitung der beiden erwähnten epochemachenden Bücher machen konntest. Wie lautete – in wenigen Sätzen – deine neue Lehre?
Antwort: Die zu meiner Zeit vorherrschende Meinung, dass sich die Tier- und Pflanzenarten seit dem Schöpfungsakt nicht verändert hätten, bestätigten meine Beobachtungen nicht. Auch die gängige Meinung, dass der Mensch als Krone der Schöpfung aus dem Tierreich herausgehoben sei, widerlegten meine Forschungen.
Frage: Du gehst von einem Artenwandel aus…
Antwort: Ja, der Artenwandel stellt sich als Evolution im Tier- und Pflanzenreich dar und ist bis heute nicht abgeschlossen. Biologisch höher entwickelte Arten sind aus primitiveren hervorgegangen.
Frage: Wie geschieht dieser Wandel? Kannst du es an einem Beispiel erläutern?
Antwort: Im Kampf ums Überleben geht die Art als Sieger hervor, die sich ihren Umweltbedingungen am besten anpassen konnte. In einer Schneelandschaft fallen braune oder graue Hasen eher auf als weiße, werden leichter erbeutet und auf diese Weise von der Fortpflanzung ausgeschaltet. Die weißen Schneehasen werden also durch natürliche Zuchtwahl erhalten.
Frage: Auf der Erde gibt es viele Umgebungen…
Antwort: Natürlich, und was an einem Ort ein Vorteil ist, ist an einem anderen vielleicht ein Nachteil. So kam es schließlich durch den Zwang, sich den unterschiedlichsten Lebensbedingungen anzupassen, zu einer riesigen Artenvielfalt.
Frage: Deine Theorie der Entwicklung der Arten nimmt den Menschen nicht aus…
Antwort: Richtig, der Mensch entstammt nach meiner Überzeugung einer Ahnenreihe, die sich irgendwann verzweigte; Mensch und Menschenaffen haben einen gemeinsamen Urahnen. Auch wenn die Kirche gegen mich wütete und das breite Publikum sich in seiner Eitelkeit verletzt fühlte, bestätigten noch zu meinen Lebzeiten gefundene Fossilienschädel in Gibraltar und im Neandertal im Rheintal meine Theorie.