schreibArt-Rätsel für Jugendliche


schreibArt-Rätsel für Jugendliche

Lösung des vorherigen Rätsels: Christoph Kolumbus (1451-1506)

 

Frage: Du warst 19 Jahre alt und am portugiesischen Hof beschäftigt, als dein Landsmann Vasco da Gama im Triumpf aus dem Orient zurückkehrte. Er hatte den Seeweg nach Indien entdeckt, woraus sich ein Handel entwickelte, der das arme Portugal zu einer der reichsten Nationen Europas werden ließ.

Antwort: Ja. Leider brachten mir diese aufregenden Jahre des neuen Jahrhunderts nur Enttäuschungen. Wie viele andere wollte ich nach Indien segeln und mein Glück machen. Aber um in die Mannschaft einer solchen Flotte aufgenommen zu werden, hätte ich politischen Einfluss gebraucht.

Frage: … den du nicht hattest.

Antwort: Nein. Stattdessen musste ich Schiffe ausrüsten, die wenige Glückliche aufs Meer hinausfuhren. Jahr für Jahr kamen Abenteurer nach Hause – reich beladen mit seemännischer Erfahrung, dazu noch mit Gold und Geschmeide.

Frage: Wann gelang es dir dann doch, in See zu stechen?

Antwort: Wenige Wochen nach meinem 25. Geburtstag. Ich war vom Hofdienst beurlaubt worden und heuerte auf einem der Schiffe an, die in den Orient segelten – als unerfahrener und unbezahlter „sobresaliente“, also Überzähliger. Acht Jahre verbrachte ich im Orient; als Kapitän kehrte ich zurück.

Frage: Ein Beweis für deine Fähigkeiten. Welche Aufgaben hatte die Flotte?

Antwort: Die arabischen Händler aus dem Indischen Ozean zu vertreiben, das Rote Meer und den Persischen Golf abzuriegeln und eine Reihe befestigter Stützpunkte entlang der afrikanischen Küste anzulegen. Auf diese Weise sollte der gesamte Handel zwischen dem Orient und Europa auf portugiesische Schiffe und in portugiesische Häfen verlagert werden.

Frage: Dabei floss viel Blut.

Antwort: Ja. Wir zerstörten muslimische Städte, töteten die Männer und vergewaltigten die Frauen. Das sahen wir als unsre Pflicht an.

Frage: Bei der Einnahme der vorderindischen Stadt Goa durch portugiesische Truppen im November 1510 wurden an drei Tagen 8000 Menschen ermordet – du warst Teilnehmer dieser Annexion, erhieltest aber keine Beute und kehrtest dem Krieg den Rücken.

Antwort: Ich war ein Seefahrer und wollte Entdeckungen machen. Massaker zu verüben, wie das in Goa, war nicht mein Bestreben – das wurde mir nun klar.

Frage: Die Missstimmung, die du damit offensichtlich bei deinen Vorgesetzten erregtest, verschärfte sich noch – was war geschehen?

Antwort: Ich hatte eine Karavelle in unbekannte Gewässer befehligt und darüber einen Bericht abgeliefert, in dem ich behauptete, dass die von mir entdeckten Länder nicht mehr König Manuel von Portugal, sondern König Karl I. von Spanien gehörten – jedenfalls nach dem Vertrag von Tordesillas. Daraufhin wurde ich meines Kommandos enthoben und in Ungnade nach Lissabon zurückgeschickt. Weil ich sonst keine Beschäftigung fand, ließ ich mich auf Kriegsdienst in Nordafrika ein, dabei erhielt ich einen Lanzenstich ins rechte Knie, das steif blieb. Danach war ich wieder ohne Anstellung. Ratlos ging ich als Bittsteller zum König.

Frage: Was erbatst du von ihm.

Antwort: Eine geringfügige Erhöhung meiner kärglichen Bezüge – der König lehnte ab; ein Kommando über eine der königlichen Karavellen – der König lehnte wieder ab; schließlich fragte ich, ob es mir dann gestattet sei, Dienst bei einem anderen Herrscher zu suchen – der König erhob sich und sagte laut vor dem versammelten Hof: „Diene, wem du willst, Hinkefuß, uns ist das völlig gleichgültig.“

Frage: Für die Nachwelt eine theaterreife Szene. Sogar die Hand zum Loyalitätskuss soll dir der König noch verweigert haben?

Antwort: Ja, ich stand da wie ein abgewiesener Bettler, der sich beim Hinausgehen auch noch vom Türsteher verhöhnen lassen musste. Aber ich träumte noch einen Traum: Die Philippinen nicht mehr wie bisher auf der Ostroute über den Indischen Ozean anzusteuern, sondern kürzer von Westen über den Atlantik.

Frage: Am 12. Oktober 1517 verließest du Porto in Richtung Sevilla, wo du eine Woche später an Land gingst. Du hast Portugal nie wiedergesehen, aber in Spanien dein Glück gefunden.

Antwort: Ich heiratete die Tochter eines Ministers, der mir zu einer Audienz bei König Karl I. verhalf.

Frage: …dem späteren Kaiser Karl V.

Antwort (nickt): Zunächst war der damals neunzehnjährige Monarch misstrauisch, aber ich beantwortete seine Fragen offen und bestimmt und zeigte ihm Martin Behaims Globus, der in Südamerika eine Meerstraße aufweist.

Frage: …die den Zugang zu den Philippinen und Gewürzinseln über den Atlantik möglich machen würde?

Antwort: Ja, darum ging es. Der König ließ sich überzeugen und genehmigte auf der Stelle die Reise – mit einem großzügigen Vertrag. Mein Traum sollte sich erfüllen.

Frage: Als Admiral über fünf Schiffe und 277 Mann fuhrst du am 10. August 1519 von Sevilla nach San Lucar und von dort am 20. September 1519 ins offene Meer. Bevor wir über diese epochemachende Reise sprechen, erlaube mir eine Frage zu den Lebensbedingungen an Bord.

Antwort: Was willst du wissen? Im Laderaum sammelte sich Bilgewasser, das bei hohem Seegang derartig stank, dass es selbst den abgehärteten  Matrosen schlecht wurde; nachts kletterten Kakerlaken und Ratten aus dem Unrat und verteilten sich über das ganze Schiff – aber das war das Leben, nach dem ich mich sehnte.

Frage: Getreu dem alten Seefahrerspruch „Navigare necesse est, vivere non est necesse.“ [=Zu segeln ist notwendig, zu leben ist nicht notwendig.]

(nickt)

Frage: Deine Reise führte in Gebiete, die nie zuvor ein Europäer gesehen hatte, und war von Unwägbarkeiten und Strapazen gekennzeichnet. Was fällt dir in diesem Zusammenhang als erstes ein?

Antwort: Nachdem wir Rio de Janeiro verlassen hatten, war der Wind so günstig, dass wir in den letzten Tagen des Jahres 1519 mit einem Tempo von hundert Seemeilen pro Tag an der südamerikanischen Küste entlang segeln konnten. Ich war überzeugt davon, dass wir uns jetzt rasch der Meeresstraße näherten, die das Tor zum Orient darstellte und die Martin Behaim auf seinem Globus verzeichnet hatte.

Frage: Aber es kam nicht so?

Antwort: Nein; zwar fanden wir am 11. Januar 1520 das Kap Santa Maria und auch, zu unserer Freude, bei Sonnenuntergang eine Wasserrinne, die west-südwestlich verlief, soweit das Auge reichte. Aber dann erwies sich die Meeresstraße als Flussmündung und die kürzere Route zu den Gewürzinseln als Mythos.

Frage: Eine große Enttäuschung!

Antwort: Mehr als das! Eine so schlechte Nachricht, dass ich sie zunächst gar nicht glauben wollte. Aber was blieb mir übrig? Ich war entschlossen, die Passage zu finden oder zu sterben!

Frage: Und deine Mannschaft?

Antwort: Wollte zurückfahren und die Gewürzinseln auf dem bekannten Seeweg um Afrika herum ansteuern. Darauf ließ ich mich nicht ein. Mit einer Meuterei, angeführt von drei spanischen Kapitänen, wurde ich fertig.

Frage: Was empfandst du, als du die Passage zum „Großen Südmeer“die nach dir benannte […]straße – am Ende doch gefunden hattest?

Antwort: Es war ein Augenblick ungetrübter, reiner Freude!

Frage: Auf den Philippinen wurdest du 1521 von Eingeborenen getötet, und nur die „Victoria“ kehrte 1522 mit 19 Mann nach Sevilla zurück; als erste Menschen hatten sie die Erde umrundet und die Kugelgestalt des Planeten erwiesen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.