schreibArt-Rätsel
Auflösung des vorherigen Rätsels: Friedrich II. (1712-1786)
Frage: In einem Brief an deinen ehemaligen Hauslehrer Martini schriebst du am 19. März 1799: „Glücklich zu sein ist ja der erste aller unserer Wünsche, der laut und lebendig aus jeder Ader und jedem Nerv unseres Wesens spricht.“ Dein Selbstmord mit gerade einmal 34 Jahren spricht nicht dafür, dass du dieses Ziel erreicht hast, und dieser Tat muss eine Kette von Enttäuschungen vorangegangen sein.
Antwort: D’accord.
Frage: Würdest du die Enttäuschungen deines Lebens noch einmal nennen?
Antwort: Was das Glück anbelangt: es bestand für mich aus Liebe und Bildung. Frag mich was zur Bildung!
Frage: Was verstandst du unter Bildung?
Antwort: Das Sammeln von ewigen Erkenntnissen, die mich zur Vollkommenheit hinauftragen sollten.
Frage: Und die Liebe?
Antwort: …bedeutete für mich die Erfüllung des höchsten Glücks auf Erden.
Frage: Wie erging es dir mit deinem Bildungsanspruch und der Suche nach Liebe?
Antwort: Nicht lange nach dem von dir erwähnten Brief hegte ich schon Zweifel an der Herrschaft des Verstandes. An meine Verlobte Wilhelmine von Zenge schrieb ich Anfang 1800, dass der Prüfstein der Erkenntnis nicht die schwankenden, ungewissen, zweideutigen Rechte der Vernunft seien, sondern die Rechte meines Herzens.
Frage: Im Jahr 1800 brachst du auch dein Studium ab.
Antwort: Ja, die Liebe zu den Wissenschaften, diese Säule, an welcher ich mich im Strudel des Lebens gehalten hatte, wankte.
Frage: Kannst du das näher beschreiben?
Antwort: Der Anfang und das Ende jeder Wissenschaft – sind sie nicht in Dunkel gehüllt? Oder sollte ich alle diese Fähigkeiten, und alle diese Kräfte und dieses ganze Leben nur dazu anwenden, eine Insektengattung kennen zu lernen oder einer Pflanze ihren Platz in der Reihe der Dinge anzuweisen? Ach, mich ekelte vor dieser Einseitigkeit!
Frage: Dein „Kant-Erlebnis“ oder, wie es noch heißt, deine „Kant-Krise“ fällt auch in diese Zeit. Was sollen wir uns darunter vorstellen?
Antwort: Nichts weiter, als dass ich die Unmöglichkeit absoluter Erkenntnis einsah. An meine Braut schrieb ich: „Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün – und nie würden sie entscheiden können, ob ihre Augen ihnen die Dinge zeigen, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint. Ist das letzte, so ist die Wahrheit, die wir hier sammeln, nach dem Tode nicht mehr – und alles Bestreben, ein Eigentum sich zu erwerben, das uns auch in das Grab folgt, ist vergeblich.“
Frage: Deine dichterischen Figuren sind mit dieser „gebrechlichen Einrichtung der Welt“, wie es im „Kohlhaas“ heißt, vertraut und suchen eine absolute Sicherheit im Gefühl. Aber es scheint, als ob sie nur mit immer größerer Besessenheit dieser Sicherheit nachjagen, die sich ihnen immer wieder entzieht.
Antwort: Was willst du jetzt von mir hören?
Frage: Wenn du in der äußeren Welt Fuß gefasst hättest, als Ehemann, Wissenschaftler, Schriftsteller oder Journalist und Mitherausgeber der Zeitschrift „Phöbus“…
Antwort: Letztlich wollte ich nur eines sein: Schriftsteller.
Frage: Gut. – Ob du dann noch zu einigem Glück gefunden hättest?
Antwort: Der Himmel versagte mir den Ruhm, das größte der Güter der Erde. Die Wahrheit ist, dass mir auf Erden