Auszug: Morgenglanz umhüllt die Nacht. Glaubensgedichte, 2014
Morgenglanz folgt, profan gesehen, der Nacht, umhüllt sie also nicht. In theologischer Hinsicht indes vermag er dies gleichwohl: Die Hoffnung umschließt das bloße Dasein, das Göttliche die Wirklichkeit. Religiöse Sprache besitzt weithin bildlichen Charakter. Sie teilt diesen Wesenszug mit der Lyrik. Insofern ist es reizvoll, Religion und Poesie, Glauben und Gedichte miteinander zu verbinden.
SCHÖPFUNGSLIED
Morgenglanz
umhüllt
die Nacht
die lautlos
ihn gebar
Was stirbt
erstrahlt
als Neubeginn
Im All
der Güte
bleibt
keine Träne
unerlöst
LOCKRUF
Manchmal
in
schöpferischem Schwung
ekstatischer Lust
selbstlosem Gebet
sprengen wir
die Ketten
und
entfliehen
des Lebens
Warteraum
auf
Schwingen
der Sehnsucht
nach Vollendung