Das folgende Kapitel ist aus «Lorai – Hurra, endlich tot!», das ich hier gerne vorstelle. Der Schlagabtausch zwischen der sterbenden Lorai und dem Tod gipfelt in absurden Geschichten über Lorais Leben. «Evi» ist eine davon.
Evi
Ich sass schweigend in Evis Schlafzimmer. Sie präparierte gerade mein Gesicht, bis es aussah wie ein totes Tier. Verschönern nannte die Freundin so was. Ich musterte das Resultat entgeistert im Spiegel.
Als Nächstes zog Evi mir einen omahaften grauen Hosenrock mit Plisseefalten über den mageren Hintern. Darüber den wollenen Schwangerschaftspullover ihrer Mutter. Mit der Kleidung waren meine weiblichen Rundungen verschwunden. Die roten Haare propfte sie mir nestartig auf den Kopf und legte gekonnt meine Segelohren frei. Der leuchtend blaue Lidschatten mutete eher wie ein Unfall, denn eine Verschönerung an.
Zu allem Übel kam Evi noch mit Lederstiefeln an. Ich sah aus wie eine peitschenschwingende Fledermaus im Koksrausch! Sämtliche Männer würden in Scharen vor mir flüchten.
Ich kräuselte die jetzt blutroten Lippen und stand stumm inmitten der illustren Gästeschar. Evi sah hinreissend aus in dem durchsichtigen silbernen Seidenkleidchen. Ihr schwarzer Stringtanga liess die Pobacken beim Laufen wie Pudding schwabbeln. Fasziniert starrte ich darauf. Das Stück Stoff über dem Rektum erfüllte mehr den Zweck eines Pupsfilters als den einer komfortablen Unterhose.
Trotz Evis erotischem Fähnchen entwickelte ihr Geburtstagsfest keine nennenswerte Spannung. Die Gäste schwebten schweigend im Luxusmodus und balancierten stinkende Kaviarhäppchen in den manikürten Händen. Ich hasste die fischig riechende Marmelade. Obendrein passte ich mit meiner merkwürdigen Aufmachung definitiv nicht in diese elegante Gesellschaft. Evis Plan, mich runterzumachen, funktionierte perfekt.
Die Gastgeberin fing an, Präsente auszupacken. Gespannt wartete ich, bis sie endlich mein Geschenk aufriss. Evi reagierte, als kröche ihr eine Ratte in den Schlübbi.
Die grelle Plastikhandtasche mit Tigermuster sah genauso desaströs aus, wie sie sollte. Das Gebilde stellte ein einziges, peinliches Streifendesaster dar. Evi stotterte entsetzt ein Dankeschön und warf das Ding angeekelt auf den nächsten Stuhl.
In die konsternierte Stille hinein erklärte ich, dass es jene Tasche vom gestrigen Einkauf sei, die ihr an mir so gut gefallen hatte. Sogleich breitete sich ein schockiertes Raunen im Raum aus. Evi erblasste vornehm. Unangenehm berührt redeten die Eingeladenen durcheinander. Gekonnt ignorierten sie dabei meine Anwesenheit, bis der Hummer serviert wurde. Das Vieh starrte mit trüben Augen anklagend in die Luft! Wieso stierte das Biest mich an?
Bald darauf kam wie erhofft Evis Köter an den Tisch geschlichen. Ein chinesischer Chow-Chow. Alle fanden ihn hinreissend mit seinem flauschigen Fell.
Ich nutzte die Pause im Gesprächsgetümmel und erzählte der Geburtstagsgesellschaft ohne ersichtliche Motivation, weshalb Asiaten bevorzugt Hunde verspeisten. Vergnügt veranschaulichte ich das Rezept für ein spezielles Hunderagout mit der dazugehörigen Tötungsart der Fellnasen. Die Menschen erhängten die Viecher mit Vorliebe in Käfigen oder an Bäumen.
Evi unterbrach würgend den Vortrag, indem sie auf das teure Designersofa reiherte. Ihre Töle guckte ungerührt zu, entschied, die Kotze sei einladend, und leckte sie auf. Ich futterte mich derweil grinsend durchs Dessertbuffet, da offensichtlich sonst keiner Lust auf die Törtchen verspürte.