GRAZIE UND INTUITION


Auszüge aus:

Thomas Berger, GRAZIE UND INTUITION. Zur Aktualität einer Verhältnisbestimmung bei Heinrich von Kleist

 

Vor mehr als zweihundert Jahren, genauer: 1810, erschien in den Berliner Blättern die Abhandlung Über das Marionettentheater. Der Dichter Heinrich von Kleist (1777−1811) wendet sich darin – der Sache nach − einem Begriffspaar zu, das die Philosophie seit Platon (428/427−348/347) beschäftigt. Auch die Psychologie, etwa C. G. Jung (1875−1961), und die Ethik, wenn sie nach dem Fundament der Unterscheidung von Gut und Böse forscht, widmen sich den polaren Größen Gefühl und Verstand, Anschauung und Reflexion, intuitives und diskursives Erfassen. Die zentrale Frage lautet: Welcher Stellenwert kommt den konträren Größen zu, und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander?

 

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Über das Marionettentheater ist nicht der einzige Text Heinrich von Kleists, der sich dieser Thematik widmet. Ich erwähne nur zwei weitere Beispiele: Die wenige Tage zuvor, ebenfalls in den Berliner Abendblättern, erschienene kleine Schrift Von der Überlegung.Eine Paradoxeund den Brief an Otto August Rühle von Lilienstern, datiert vom 31. August 1806.

 

 

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