Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) in Mainz
Eine Historische Führung
Das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte veranstaltete am 10. September 2016 eine historische Führung zum Thema „Leibniz in Mainz“. Diesen Termin wollten sich Barbara B., Charlotte F., Mathilde L., Anne P., Florian S., Theresa S. und Thore S. vom Leistungskurs Geschichte der Jahrgangsstufe 11 mit Herrn Chwalek nicht entgehen lassen. Ein im Stil des Barockzeitalters gekleideter wissenschaftlicher Mitarbeiter des Leibniz-Instituts gab sich als Vertrauter des berühmten Philosophen aus und führte eine recht zahlreiche Gruppe Interessierter zu verschiedenen Plätzen der Mainzer Altstadt, wo Leibniz gewirkt hat. Das im Renaissance-Stil errichtete Gebäude der Alten Universität (Domus Universitatis), heutiger Sitz des Leibniz-Instituts, hat der Philosoph ebenso schon gesehen (und darin gearbeitet), wie Häuser am Leichhof oder in der Augustinerstraße. Leibniz kam im Jahr 1688 in die Domstadt, wo er in einem Gasthof Bekanntschaft schloss mit dem kurmainzischen Diplomaten Johann Christian Freiherr von Boyneburg (1622-1672). Boyneburg ließ Leibniz seine umfangreiche Bibliothek ordnen, verschaffte ihm Zugang zum Hof des Mainzer Erzbischofs Johann Philipp von Schönborn (1605-1673) und ermunterte ihn zu einer Rechtsreform. Der Denker machte sich daran, den Wust damaliger Verordnungen, Normen und Erlässe, die sich teilweise regelrecht widersprachen, zu ordnen und auf möglichst wenige Grundsätze zu reduzieren. Dabei dachte er – wie es einem Philosophen zukommt – über das Wesen des Rechtes und der Gerechtigkeit überhaupt nach und notierte seine Überlegungen schriftlich. Nach Leibniz stammt der Versuch, gerecht zu handeln, aus dem Geselligkeitstrieb des Menschen sowie der Angst vor sozialer Ausgrenzung. Vor allem entwickelte Leibniz in Mainz das duale Zahlensystem weiter, das er zur Grundlage seiner Rechenmaschine machte. Wenn er morgens aufwachte, hatte er schon so viele Ideen im Kopf, dass der Tag nicht ausreichte, um sie alle aufzuschreiben, geschweige denn auszuarbeiten (Mathematik, Physik, Mechanik, Geologie, Mineralogie, Jurisprudenz, Nationalökonomie, Sprachwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Theologie, Philosophie usw.). An der Pariser Akademie war man aufmerksam geworden auf die Schriften des in Mainz lebenden Gelehrten, vor allem auch auf seine Rechenmaschine. Hinzu kam, dass Leibniz dem französischen König Ludwig XIV. einen Feldzugs-Plan gegen Ägypten vorschlagen wollte, um ihn vor einem Angriff auf das Heilige Römische Reich deutscher Nation abzulenken, den der Denker befürchtete. Auch wenn der französische König Leibniz gar nicht empfing und keinerlei Interesse am Feldzugs-Plan aufbrachte, blieb Leibniz fürs erste in der Stadt an der Seine und kehrte nicht mehr nach Mainz zurück.
Johannes Chwalek