aus der Anthologie von Jürgen Zwilling: Gedichte, Gedanken, ein Plädoyer für die Erhaltung der Natur und der Menschen
Bankrott bereits in Sicht
Die Nullzinspolitik lädt ein. Die Gier nach Gewinn und Macht, wird über die Gier des Kaufverhaltens
gesteuert. Gehe ich bei meinen Reise durch die Städte von Mainz über Frankfurt, Straßburg, Prag,
Rom, Paris …, volle Schaufenster, gefühlte Boutiquen, Bistro neben Bistro. Discounter,
Kaffeeshops mit Plastik überfüllt. Coole Menschen, mit Plastikbechern in der Hand, jammern über
nicht vorhandenen Wohlstand in Deutschland, Frankreich, Österreich …
Es geht uns richtig schlecht. Dem stimme ich zu. Seit 02. August 2017 haben wir mit unserem Verhal-
ten die verfügbaren Ressourcen der Erde, die diese zu Verfügung stellt, für dieses Jahr verbraucht.
Die eingangs zitierte indianische Weisheit können wir abwandeln.
Wir geben den Kindern die Leihe zerstört zurück, ohne daran zu denken, wie diese weiter leben kön-
nen.
Der Erdüberlastungstag, Welterschöpfungstag, Ökoschuldentag, Weltüberlastungstag, Earth Overshoot
Day oder Ecological Debt Day ist eine Circa-Annahme unter Berücksichtigung zeitlicher und ressour-
cenabhängiger Trends. Grundlage für die Berechnungen ist der ökologische Fußabdruck. Darin spiegelt
sich wider, wie stark der Mensch das Ökosystem beansprucht, um etwa Energie, Nahrung und Holz zu
gewinnen. Die Analysen des „Global Footprint Networks“ messen den Verbrauch an natürlichen Res-
sourcen und die Ressourcenkapazität von Nationen über Jahre hinweg. Anhand der Daten – etwas 15 000
Datenpunkte pro Jahr und Land – wird seit 1961 bereits der „Fußabdruck“ von mittlerweile mehr als
200 Nationen ermittelt.
Er wird berechnet, indem gegenübergestellt wird, was genau verbraucht und wie viel CO2 von einer
Nation ausgestoßen wird. Verbrauch und Ausstoß erfordern produktive Bereiche wie etwas Ackerland
für Nahrung und etwas Waldflächen, um CO2 aufzunehmen und wieder aus der Atmosphäre zu entfernen.
Diese Werte werden in „globale Hektar“ übertragen. Die Summe an Fläche, die benötigt wird, um den
Ressourcenverbrauch und den CO2-Ausstoß zu entsprechen, ergibt den ökologischen Fußabdruck.
Die Gier von Verkauf und Einkauf geht also zu Lasten der natürlichen Ressourcen. Die Zahlen
verdeut- lichen die These „Der Mensch zerstört sich selbst, nicht die Natur“, der Zeitpunkt des
Bankrottes rückt immer näher.
Jahr Erdüberlastungstag (verbrauchte Resourcen für das
laufende Jahr
1987 19. Dezember
1990 07. Dezember
1995 21. November
2000 01. November
2005 20. Oktober
2007 26. Oktober
2008 23. September
2009 25. September
2010 21. August
2011 27. September
2012 22. August
2013 20. August
2014 19. August
2015 13. August
2016 03. August
2017 02. August
Dieser ökologische Zins seit 1987 mit Zinseszins ist schon heute nicht mehr rückzahlbar, in einer
Ge- neration.
Schon 1972 gab es den ersten Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ vom Club of Rome. Es war das erste
Weltmodell größeren Stils, das mit Computerhilfe zustande kam. Dabei war nicht nur der Einsatz
eines Elektronenhirns zur Erstellung von Zukunftsprognosen ein Novum, sondern insbesondere auch der
Versuch, Systemanalyse mit der Verarbeitung vorhandener Datenbestände zu verbinden. Der Ersteller
der Software World 3, Jay Forrester, ging von der grundlegenden Bedeutung einiger weltum-
spannender Zusammenhänge aus. Aus Bevölkerungswachstum resultieren und anderem verstärkte Nah-
rungsmittelproduktion und Industrialisierung, zudem die Besiedlung von mehr Land. Diese Aspekte
begünstigen wiederum weitere Bevölkerungszunahme. Jeder Einfluss kann in einer solchen Konstella-
tion die Entwicklung eines oder mehrerer anderer Bereiche – natürlich in unterschiedlichem Ausmaß –
beeinflussen. Forrester sah in der Rohstoffknappheit, dem nur endlich zu Verfügung stehenden Land
und der begrenzten Fähigkeit der Natur, die aus menschlichen Aktivitäten resultierenden
Abfallproduk- te abzubauen, die wichtigsten Störfaktoren der vernetzten Regelkreise. Er forderte
daher einen weltwei- ten Gleichgewichtszustand anstelle von fortgesetztem dynamischem Wachstum.
Das dynamische Wachstum geht weiter, die Gier nimmt zu. Rechnerisch bräuchte die Weltbevölkerung
heute bereits 1,7 Planeten pro Jahr. Wirtschaftet die Menschheit so weiter, wäre der Stichtag im
Jahr 2030 – also in 13 Jahren – bereits der 28. Juni.
Der Schweizer Mathis Wackernagel hat in dieser Darstellung des Earth Overshoot Day den dringenden
Handlungsbedarf dargestellt. Er sieht auch alarmierend, dass es kaum noch Länder auf der Erde gibt,
die auf das Ressourcenkonto einzahlen. Industrienationen wie Deutschland verbrauchen sogar deutlich
mehr Ressourcen als der weltweite Durchschnitt. Würden alle Länder so wirtschaften wie Deutschland,
wären sogar 3,2 Planeten pro Jahr nötig. Vor allem hohe CO2-Emissionen aus Verkehr und Energie-
gewinnung und der Verbrauch von viel Fläche durch die Landwirtschaft fallen für Deutschland negativ
ins Gewicht. Deutschland muss sich fragen, so Wackernagel, ob es sich noch leisten kann, keine Res-
sourcensicherheit zu haben.
Ist es schon zu spät – over?
Nein! Aber die Menschheit muss aufwachen und nicht weiter der Gier des Wachstums nachjagen.
Halbierten die Menschen weltweit die Nahrungsmittelabfälle, würde sich das Datum des „Earth Over-
shoot Day“ um ganze elf Tage in die Zukunft verschieben, halbierten sie den weltweiten CO2-Ausstoß
von Autos, würden zusätzlich 89 Tage hinzukommen. Vier Faktoren bestimmen laut Wackernagel ganz
besonders den ökologischen Fußabdruck: Wie bauen wir unsere Städte und Häuser? Wie produzieren wir
unsere Energie? Was essen wir? Und wie groß ist die Bevölkerung? Kompakte Städte mit einem
funktionierendem Nahverkehrsangebot, in denen Menschen leben, die erneuerbare Energien verbrau-
chen, die lokal hergestellte Lebensmittel und wenig Fleisch essen und maximal zwei Kinder haben,
sind für ihn erstrebenswert. „Jede einzelne Person kann helfen, die Ressourcen zu schonen“, sagt
Wa- ckernagel. „Indem sie weniger mit dem Auto fährt, weniger Essen wegwirft, weniger Fleisch isst
und Energie aus erneuerbaren Quellen nutzt“.
Diese Maßnahmen sind sicherlich nicht immer populär, aber sie dienen der Selbstheilung, für das
Überleben der Menschheit.
Plattform
www.footprintcalculator.orgfür die Berechnung des ganz persönlichen „Earth Overshoot Day“ . Wir sollten noch heute starten,
da- mit wir den Bankrott verhindern.Es ist für uns Menschen schwer sich von einer Illusion, die unser gesamtes Leben geprägt hat, zu
verabschieden und sich der Realität zu stellen, aber folgen wir Kant und haben den Mut, sich
unseres eigenen Verstandes zu bedienen, dann löst sich die Gier auf und die Probleme werden
gelöst.
Der Kopf raucht, die Gedanken drehen sich im Kreis. Wir brauchen eine Pause. Gehen wir in die
Natur, sie ist nicht nur gut für das Wohlbefinden, sondern auch fürs Denken. Hoffen wir, dass die
Umwelt
noch nicht ganz zerstört ist, für unsere Erholungsphase und freie Gedanken.