ES SPIEGELT KEIN BLINDER SPIEGEL
Wie fass’ ich den, der in mir sich spiegelt,
den Gott, den unendlich Fernen,
der mir doch endlich nah ist?
Greif’ ich, begreif’ ich im Abbild manches:
Der Fernste ist nächste Nähe,
ist, doch nicht so, ist wirklich,
unfasslich fasslich, stets innen, außen,
in mir und zugleich in jedem,
Spiegelbild, unvergleichlich.
Was mir im Widerschein sichtbar, scheinbar,
zu greifen unmöglich, quält mich:
Bleiben wir immer Bettler?
Geht denn der Gott in mich ein, im Spiegel,
vielleicht gar auf meine Weise,
gibt es nicht krumme, plane?
Wie halt’ ich, sichtig, mich selbst, den Spiegel,
bereit zum Gesicht, bewahr’ ihn
vor der Erblindung Trübsinn?
Bin ich, so bin ich zugleich sein Echo,
bin Folie Seines Wesens,
geb’ ich sein Abbild wieder,
bin ich „im Bild“ über Nähe, Ferne,
den Abglanz des Seins, die Fülle,
die mich durchfluten möchte.
Ich trag’, gespiegelter Gott, Dich in mir,
Dein Bild bringt Dich just zum Vorschein,
einst, hoff’ ich, Aug’ in Auge.