Die unsichtbare Gefahr — Covid-19 (Teil I)


Die unsichtbare Gefahr — Covid-19 (Teil I)

09.04.2020

 

„Wo aber Gefahr ist, wächst

Das Rettende auch.“ Hölderlin, Patmos-Hymne, 1803

 

 

Wo aber Gefahr ist…

Was können wir (heute bzgl. Covid-19) wissen ?

(Kant’s 1. Frage; vgl. Immanuel Kant: Logik, ein Handbuch zu Vorlesungen, 1800, S.25)

Fakten — eine skizzenhafte Auswahl

Das für das bloße Auge unsichtbare Covid-19-Virus gehört zur Familie der sog. „SARS CoV-2“-Coronaviren. Es ist eines der wenigen Coronavirenstämme, dem es gelang, die Schranke vom Tier zum Menschen zu durchbrechen und sich im menschlichen Organismus explosionsartig zu vermehren. Seine Größe beträgt ca. 140 nm. Seine Inkubationszeit, d.h. die Zeitspanne von der Übertragung / Infektion bis zum Ausbruch der ersten Krankheitssymptome, umfasst zwischen 5-6 Tage. Die Letalität wird je nach Studie mit 0,3-1% angegeben. Die sog. „Dunkelziffer“ bezeichnet Menschen, die zwar infiziert sind, jedoch selbst keine Krankheitssymptome ausbilden. Sie ist bis dato noch unerforscht. Schätzungen zufolge liegt diese Ziffer 10-20% höher als jene der statistisch erfassten Infektionsfälle. Der geographische Ursprung ist wahrscheinlich die chinesische Millionenstadt Wuhan in der Provinz Hubei, wo die ersten Krankheitsfälle im Dezember 2019 registriert wurden. Bereits im Januar 2020 hatte sich das Virus epidemieartig über diese chinesische Provinz verbreitet. Dann sprang das Virus mit Flugreisenden zunächst nach Europa und zuletzt nach Amerika über. Wenig später erklärte die WHO eine Covid-19-Pandemie.

 

Die wahrscheinlichsten Infektionswege

Professor Streeck vom Bonner Universitätsklinikum, Abteilung Virologie, der den Corona-Hotspot Heinsberg, Nordrhein-Westfalen, als erster mit seinem Team untersuchte, geht davon aus, dass der primäre Ansteckungsweg über Tröpfcheninfektionen beim Sprechen, Niesen, Husten, etc. geschieht. Sein Team konnte zwar Covid-19-RNA auf Flächen, Türklinken u.a.m. nachweisen, es gelang jedoch nicht, das Virus in sog. „Petrischalen“ anzuzüchten. Dies legt die Vermutung nahe, dass dieser Material-Bereich der Oberflächen, worauf sich sog. „Schmierinfektionen“ ereignen können, für die Verbreitung des Virus eher unwahrscheinlich ist.

Sofern sich der primäre Ansteckungsweg der Tröpfcheninfektion als entscheidend für die Ausbreitung der Epidemie erweisen sollte (Stichwort: „Infektionsketten“), dann gilt im Umkehrschluss, alle „sozialen Kontakte“ auf ein absolutes Minimum zu reduzieren — z.B. Händeschütteln, Umarmung oder Kuss als Begrüßungs-Ritual, Gruppenbildung bzw. -aufenthalte (Geburtstagsfeiern & Ehrungen, Osterkaffees, gemeinsames Grillen, Parties, Bierzelt-, Disko-, Kino-, oder Theater-Besuche, etc.pp.), Gedränge an Kassen oder Verkaufsständen, u.v.ä.m. . Keine gute Idee sind deshalb zur Zeit alle private Treffen , aus welchem Anlass auch immer, da diese sofort wieder neue Virus-Multiplikatoren, d.i. die Weitergabe des Virus von einem  Infizierten an 3, 5, 10 oder mehr Menschen, in der Bevölkerung induzieren. Dieser Verbreitung des Virus beugt der allgemeine, öffentliche „Shutdown“ / „Lockdown“ vor: Freiwillig zu Hause bleiben; mindestens 2m Abstand zu den Mitmenschen halten (z.B. beim Einkauf); Atemschutzmasken u.ä. tragen; keinerlei „Gruppentreffen“ bis auf weiteres; dem Virus durch diese soziale  Verhaltensweise keine Verbreitungschance geben. Es gilt: die Fallzahlen der Neuinfektionen unterhalb des „kritischen“ Exponentialwertes (anfangs: Verdopplung alle 2 Tage…) zu halten.

Um die Durchseuchungsgefahr von Covid-19 und die Konsequenzen für das Gesundheitswesen besser verstehen zu können, bedenken wir das Analogon der sog. „Schachbrett-Parabel“ (264-1 Reiskörner; vgl. u.g. Quellen: Prof. A. Beutelspacher, Uni Gießen). Ihre Anwendung auf das Corona-Virus besagt in der Praxis: 1 Infizierter am ersten Tag; 2 Infizierte am zweiten Tag; 4 Infizierte am dritten Tag; 8 Infizierte am vierten Tag; 16 Infizierte am fünften Tag; 32 Infizierte am sechsten Tag; 64 Infizierte am siebten Tag, also nach einer Woche; u.s.f.. Eine in der Zeit kontinuierliche Verdopplung der Fallzahlen. Sofern die Neuinfektionsrate pro Tag konstant bei lediglich 2 Personen pro Infiziertem bleiben würde, so hätten wir bereits nach 11 Tagen 1.024 Infizierte und am 14. Tag ca. 8.200 Infizierte. Bei rund 1.000 Neuinfizierten pro Tag befinden wir uns, bildlich gesprochen, im 3. Feld der zweiten Schachbrett-Reihe (= 1.024). Bei der Addition der Fallzahlen entsprechend im 2. Feld der zweiten Schachbrett-Reihe (= 1.023). Nun liegt die Infektionsrate der Neuinfizierten in der Realität jedoch bei 3, 5 oder mehr Personen pro einem Infiziertem, so dass bei gleichen Zeit-Intervallen stets größere Populationen durchseucht werden. Institute wie das „Robert Koch-Institut“, Berlin, oder die „Johns-Hopkins-Universität“, Baltimore, USA, wollen jedoch nicht nur die Geschwindigkeit der Ausbreitung messen, sondern möglichst verlässliche Fallzahlen erfassen. Deshalb betrachten sie in einem Verfahren den konstanten Zeitraum (z.B. 12, 24 Stunden) und darin die Zunahme / Abnahme konkreter, getesteter Infektionszahlen. Und in einem anderen Verfahren die Verdoppelung der Infektionen (anfangs alle 2 Tage; nun etwa 14,5 Tage, also eine spürbare Verlangsamung der Ausbreitung in der Bevölkerung der BRD). Aus beiden Faktoren — Zunahme der Infekte pro 24 Stunden; Verdopplung der Fallzahlen im Zeitraum „x“ — lassen sich dann faktisch Rückschlüsse auf eventuell auftretende Engpässe im Krankenhaus- bzw. im Versorgungsbereich (z.B. mit Atemmasken, Arztkittel aber auch Klopapier und Hefe…) ziehen. Dem „Kaffeesatzlesen“ selbsternannter Spezialisten in div. Internet-Foren steht eine solide, „belastbare“ Aussage von Wissenschaftlern gegenüber. Dieser Punkt wird im zweiten Teil, wenn es um die Thematik der psychischen Stabilität geht, relevant werden.

In Abwandlung eines älteren Wortes gilt der Appell an jede Einzelne und jeden Einzelnen: „Gib Corona Covid-19 keine Chance!“

 

 

Was sollen wir tun? (Kant’s 2. Frage)

Verhaltens-Maßnahmen während der Pandemie

  • Händeschütteln, Umarmung oder Kuss als Begrüßungs-Ritual, Gruppenbildung bzw. -aufenthalte (Geburtstagsfeiern & Ehrungen, Osterkaffees, gemeinsames Grillen / Feiertagsessen, Parties, Bierzelt-, Disko-, Kino-, oder Theater-Besuche, etc.pp.), Gedränge an Kassen oder Verkaufsständen, u.v.ä.m. so gut es irgend geht, vermeiden .
  • Gegen die Tröpfcheninfektion: zum Schutz der Mitmenschen Atemschutzmasken (z.B. FFP1-3), Schals, u.ä.m. tragen;
  • Distanz wahren (ca. 2m);
  • sich lösender Schleim nicht in die Umwelt spucken
  • die Hände sorgfältig mit Seife waschen sobald man die Wohnung, von draußen kommend, betritt; Desinfektionsmittel sowie Einmalhandschuhe für unterwegs.
  • Abstinenz von Internet-Foren der reißerischen Sorte, die mit ihrem „Wissen“ und „Verschwörungs-Theorien“ nichts als Panik in der Bevölkerung verursachen und schüren wollen;
  • Reduzierung der Nachrichten und Informationen zu Covid-19 auf seriöse Quellen; die Flut an Meinungen, Vermutungen, Propaganda und Fake-News aktiv eindämmen, da sie unsere Psyche nur verunsichert und destabilisiert; die ununterbrochene SmartPhone-Präsenz zu diesem Top-Thema ist psychisch belastend, destruktiv;

 

Als Verhaltensweisen nicht zielführend sind indes die gewohnten wie auch hinlänglich bekannten dummdreisten Kasperleeinlagen von Trump, Bolsonaro, Johnson, Lukaschenko, Putin & Co.

Covid-19 ist tödlich. Die exponentiell steigenden Fall- und Todeszahlen in den USA, Italien, Frankreich, Spanien und England belegen diesen Fakt.

 

Unterstützende Maßnahmen, die zwar nicht die Infektion verhindern noch deren Ausbreitung in der Bevölkerung vermeiden, jedoch die Schwere des Krankheitsverlaufes beeinflussen können, könnten bei gesunden Menschen folgende sein:

  • Ausgewogene, vitaminreiche Ernährung und ausreichendes Trinken; z.B. Tees mit antiseptischer Wirkung (vgl. u.a. Ayurveda-Tees, Ingwer-Gelbwurz-Tee);
  • ausreichend Bewegung wie Spazierengehen, Radfahren und Sport;
  • Nasenspülungen gg. Austrocknung der Nasenschleimhäute;

 

 

Die unsichtbare Gefahr der Angst

Covid-19 bedroht unsere Existenz auf zwei völlig unterschiedlichen Ebenen, wodurch zur Zeit die Menschen weltweit verunsichert werden:

  1. in der äußeren Realität, der Ökonomie: Was in den Jahren 2007 folgende als „globale Finanzkrise“ einen bis dahin beispiellosen Crash der Finanzindustrie darstellte, die jedoch lediglich ein Segment der globalisierten Weltwirtschaft ist, das betrifft heute als weltweiter „Shutdown“ / „Lockdown“ alle Segmente und Bereiche der globalen Wirtschaftssysteme. Die „Schockwellen“ laufen wie bei einem globalen Zunami durch alle Bereiche der Weltwirtschaft. Die notwendige Schließung von Produktions-Stätten, zunächst in China, und daraus folgend ganzer Produktions-Zweige weltweit, war einerseits zwingend notwendig und epidemiologisch „alternativlos“, wie es zugleich einen noch nie dagewesenen „Dominoeffekt“ globaler Konsequenzen nach sich zog. Wir sehen: Wenn in China Arzeneimittel-Hersteller oder aber Rohstofflieferanten für Arzeneimittel die Werke schließen müssen, dann fehlen, als direkte Konsequenz hiervon, in Europa, in Deutschland, aber auch in den USA, überlebenswichtige Medikamente. Fehlten vor der Pandemie bereits „Blutdruck-“ und „Cholesterinsenker“, so weitet sich nun die Liste von „nichtlieferbaren Arzeneimitteln“ beträchtlich aus. Wenn in Wuhan, von uns aus gesehen am anderen Ende der Welt, eine Epidemie ausbricht, und sich zur weltweiten Pandemie auswächst, dann stehen quasi „über Nacht“ nicht nur in Deutschland die Bänder still (genauer: die Roboter-Fertigungsstraßen der Autobauer, etc.pp.). Wenn in Wuhan, am anderen Ende der Welt, eine Epidemie ausbricht, dann muss, ebenfalls als direkte Folge der Pandemie, die „Deutsche Lufthansa AG“ — ein transnational agierender Konzern — ihre „Germanwings“-Tochter sowie Teile ihrer A380-Flotte stilllegen (07.04.2020) und am Frankfurter Flughafen, einem der vier größten in Europa, die Landebahn „Nordwest“ als Parkplatz für ihre restlichen Maschinen nutzen (23.03.2020), da die Luftfahrtbranche um ca. 95% „eingebrochen“ ist. Dann schließen aber auch alle Wirtschafts-Leitmessen, sei es in Hannover, in Frankfurt, sei es europa- und weltweit. Zudem kommt die Tourismus-Industrie vollkommen zum Erliegen, da weder Flugreisen noch Kreuzfahrten, etc.pp. durchgeführt werden dürfen. Reisebüros und Reiseveranstalter müssen schließen. Als unmittelbare Folge von all dem kommt das Hotel-Gewerbe zum Erliegen. Und so setzt sich die Pandemie-Schockwelle von Industrie-Zweig zu Industrie-Zweig weiter fort, bis zuletzt alle Bereiche von ihr erfasst worden sind. Folglich müssen Millionen von Arbeitnehmer*innen in die „Kurzarbeit“ entlassen werden, oder, da Insolvenzen drohen, gänzlich entlassen werden (vgl. USA: Anstieg der Arbeitslosen binnen dreier Wochen auf ca. 17 Millionen; Stand KW 15, 2020). Kleinere und Kleinstunternehmen („Solounternehmer*innen“) stehen unvermittelt vor dem Aus, da sie ihre Verbindlichkeiten bei Banken, Mietern, Zulieferern, u.a.m. nicht länger bedienen können. Alles, was seit dem II. Weltkrieg für Friedenszeiten als „undenkbar“ schien — nun ist es Realität geworden. Fakt.

Covid-19 gleicht in seinen ökonomischen Auswirkungen einem „Staubkorn“, das in einem filigranen und äußerst komplexen „Schweizer Uhrwerk“ die „Unruhe“, den Impulsgeber der Zeitmessung, äußerst erfolgreich blockiert hat. Obschon alle mechanischen Einzelteile noch voll funktionsfähig und an ihrem richtigen Ort sind — die „Zahnräder der Wirtschaft“ sind ja noch vorhanden, greifen jedoch nicht mehr, wie gewohnt, ineinander — ist dennoch der alles entscheidende, der „neuralgische Punkt“ paralysiert worden.

 

Fortsetzung folgt.

 

Quellen und Hinweise

Schachbrett-Parabel für exponentielles Wachstum:

https://www.youtube.com/watch?v=jWXLNPrVhfw

 

Prof. Beutelspacher, Universität Gießen

https://www.youtube.com/watch?v=f6UMdo81A1g

 

International:

World Health Organization, WHO — CoVID-19 Weltkarte

https://experience.arcgis.com/experience/685d0ace521648f8a5beeeee1b9125cd

 

World Health Organization, WHO — CoVID-19 Weltkarte

https://www.who.int/emergencies/diseases/novel-coronavirus-2019

 

Johns-Hopkins-University & Medicine, Baltimore, Maryland

https://coronavirus.jhu.edu/

 

CoVID-19-wiki

https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Pandemie#cite_note-36

 

CoVID-19-wiki

https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19

 

SARS CoV-2 wiki

https://de.wikipedia.org/wiki/SARS-CoV-2

 

 

National:

Robert Koch-Institut, RKI, Berlin

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html

 

Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung GmbH, HZI, Braunschweig

https://www.helmholtz-hzi.de/de/wissen/themen/keime-und-krankheiten/coronaviren/

 

Universitäts Klinikum, Bonn, u.a. Prof. Hendrik Streeck

https://www.ukbnewsroom.de/wichtige-informationen-zum-coronavirus/

 

Institut für Virologie, Berliner Charité, u.a. Prof. Christian Drosten

https://virologie-ccm.charite.de/

 

NDR-Podcast, Prof. Christian Drosten

https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html