Die Geschichten hinter der Geschichte


Die Geschichten hinter der Geschichte

Petra Seitzmayer im Gespräch mit Susanne Konrad über ihre Novelle „Die Liebenden von Wiesbaden“

 

Frankfurt am Main: Größenwahn Verlag, Oktober 2017.

ISBN 978-3-95771-186-1

E-Book ISBN: 978-3-95771-187-8

€ 16,90/€ 11,90

 

 

Petra Seitzmayer: Liebe Frau Konrad, vor etwa einem Jahr ist Ihre Novelle „Die Liebenden von Wiesbaden“ im Frankfurter Größenwahn-Verlag erschienen und ich habe sie sehr gern in meinem Blog besprochen.

https://www.die-schreib-art.de/rezension-die-liebenden-von-wiesbaden-von-susanne-konrad/

Jetzt habe ich mich gefragt, was denn hinter dieser Erzählung stecken könnte? Schreibt man solch eine Liebesgeschichte einfach so? Oder aus Sehnsucht, vielleicht aus Erinnerung? Wie war das bei Ihnen?  – Was war Ihre Intention für diese Novelle?

 

Susanne Konrad: Das Wort „Intention“ kenne ich von früher aus dem Deutschunterricht in der Schule. Es bedeutete in etwa: „Was hat der Autor mit seinem Buch bezweckt? Was wollte er mit seinem Buch erreichen?“ Ich aber habe nichts bezweckt. Ich würde eher fragen: „Was hat mich zum Schreiben motiviert?“ Und das war in der Tat die Liebe.

 

Petra Seitzmayer: Ist diese Geschichte denn autobiografisch?

Susanne Konrad: Ja und nein. Meine Figuren und ihre Lebensgeschichte sind frei erfunden. Aber der Motor für meine Geschichte ist echtes Leben. Den Impuls gab meine Liebe zu meinem Mann. Diese Gefühle wollte ich einfangen, ich wollte ihnen eine literarische Gestalt geben.

 

Petra Seitzmayer: Was ist für Sie Liebe?

Susanne Konrad: Das ist für mich eine ganz starke Bezogenheit zwischen Menschen, wie so ein Band aus positiver Energie. Wenn es durch Trennung oder Tod reißt, sind die Schmerzen immens.

 

Petra Seitzmayer: Was sollte man beachten, damit eine Liebe hält?

Susanne Konrad: Man sollte die Freiräume des anderen respektieren. Mein Mann und ich zum Beispiel, wir wohnen so, dass jeder seinen eigenen Bereich hat, wir müssen uns nicht auf der Pelle kleben. Umso größer aber ist die Freude, zusammenzukommen, sich bei den Mahlzeiten und anderen Gelegenheiten zu begegnen.

 

Petra Seitzmayer: Was macht denn eine gute Ehe/Beziehung für Sie aus?

Susanne Konrad: Dass man sich wirklich nah sein will, dass man den anderen gern berührt und spürt, dass man ähnliche emotionale Schwingungen hat – ja und Treue gehört für mich auch dazu; d.h. kein Sex mit einem anderen, da dies die Sphäre zwischen den Liebenden verletzt.

 

Petra Seitzmayer: Bereichern oder belasten Kinder eine Ehe/Beziehung?

Susanne Konrad: Beides, würde ich sagen. Meine Novelle entstand, als meine Tochter dreizehn war und nachdem ich zum ersten Mal allein mit meinem Mann in Urlaub fahren konnte. Wir waren ein Liebespärchen – so ähnlich wie Ernst und Kirsten in ihrer schönsten Zeit. Man hat mehr Zeit für die Romantik ohne Kinder. Andererseits sind Kinder ein Riesengewinn. Ich liebe ja auch mein Kind. Kinder bereichern die Beziehung. Im Spannungsfeld zwischen Partner/Kind liegt etwas sehr Belebendes. Alles, was das Kind betrifft, geht den Eltern nahe und bietet endlosen Gesprächsstoff.

 

Petra Seitzmayer: Welchen Einfluss hat das Umfeld/Gesellschaft/Normen/Werte auf eine Beziehung?

Susanne Konrad: Ich glaube, einige. Beispielsweise erwarten viele, dass ich mit einem Schriftsteller oder Literaturwissenschaftler zusammen wäre. Bin ich aber nicht. Mein Mann ist im Bankwesen tätig gewesen und manchmal höre ich die Frage: „Was habt ihr euch überhaupt zu sagen?“ heraus. Es gibt so soziale Erwartungen, dass eine Literatin mit einem Literaten zusammen sein müsste. Natürlich ist es schön, mit seinem Partner fachlich über seine Texte sprechen zu können, aber das kann auch belasten und zu Neid und Konkurrenz führen. Mein Mann hat ganz andere Fähigkeiten als ich. Er kann genau das, was ich nicht kann und ergänzt mich dort, wo ich schwach bin. Vor allem können wir das, was der andere fühlt, mitempfinden, auch wenn wir das nicht immer verbalisieren. Wichtiger als dieselben Interessen ist die innere Nähe.

 

Petra Seitzmayer: Welche Empfehlung /Ratschläge geben sie für „junge“ Paare?

Susanne Konrad: Mit meiner Novelle möchte ich ausdrücken, dass Liebesglück und auch Sexualität keine Frage des Alters sind. Als Kirsten und Ernst sich kennenlernen, ist sie 39 und er ist 61 Jahre alt. Es funkt sofort zwischen ihnen. Aber sind sie auch bereit, die Konsequenzen zu tragen, die das Älterwerden mit sich bringt? Ja, sie sind es. Ich denke, das ist der Ratschlag, den ich jungen Paaren, die sich noch nicht so lange kennen, geben kann: Sie sollten den Brunnen ihrer Liebe so pflegen und stärken, dass sie auch in späteren, vielleicht schwierigeren Zeiten, daraus schöpfen können und darauf vertrauen, dass der Quell einfach nie versiegt, sondern sich von selbst immer wieder erneuert.

 

Petra Seitzmayer: Liebe Frau Konrad, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

Susanne Konrad: Herzlichen Dank zurück.