Beiträge von Johannes Chwalek


es war eine zeit

es war eine zeit der ruhe des papiers und meiner füllfeder der pfeifenrauch umschwebte meine schallplattenmusik


„also sint all ding unbstendig“

„also sint all ding unbstendig“      (Anno salutis 1534, am 31. tage Julij        Hans Sachs)   im studiersaal des konvikts standen geldbäume in irdnen töpfen viele jahre später zog ich mir solchen aus gefühl doch der wuchs heran zu einem richtigen kerl mit dickem hauptast und mächtigem gehänge dass ich einen eimertopf zuletzt für […]


es war eine zeit

es war eine zeit in grün mit blauer sehnsucht oh dorthin nehmt mich purpurne wolken wo stets und allwärts nicht die fremde  


Anfangen zu erzählen, noch eine Fortsetzung

Organisatorisches werde ich nicht mehr besprechen, sagte ich mir auf dem kurzen Nachhauseweg. Sollen sie das mit dem Institutsleiter klären, ich bring sie gerne hin. Lernen, Bildung, Inhaltliches in Deutsch, Geschichte; Besonderheiten des Zweiten Bildungsweges – darauf lenke ich das Gespräch am Donnerstag. Wenn’s nicht klappt – hier tauchte Irmi vor meinem geistigen Auge auf […]


Anfangen zu erzählen, Fortsetzung

Anfangen zu erzählen, Fortsetzung   „Ich heiße Irmi, das ist Maria, und wie heißen Sie?“, fragte die Frau, die vorhin an der Kasse gestanden hatte. „Ich heiße Johann“, antwortete ich. Der Tonfall unserer Unterhaltung war gesetzt, merkte ich: Vorname und Siezen; es war mir recht. „Bestimmt haben Sie ganz viele Fragen. Schießen Sie los!“, sagte […]


Anfangen zu erzählen

Anfangen zu erzählen   Heute weiß ich nicht mehr, wie ich mit den beiden Frauen ins Gespräch gekommen bin. Die Geschichte liegt über dreißig Jahre zurück. Überall wurden Computer aufgestellt und installiert. Natürlich auch an meiner Uni. Ich hatte im Büro Professor D.s meine letzte Hausarbeit in Germanistik abgegeben und war dann aus einem Grund, […]


Ein Storch sitzt im Feld

Ein Storch sitzt im Feld   Ein Storch sitzt im Feld, zwei Artgenossen bei ihm; beschützen sie ihn? Schon naht sich ein Raubvogel … Erhebt sich der Storch wieder?


das mühlespiel

das mühlespiel   das mühlespiel der großmutter war selbstgemalt die steine knöpfe in der küche saßen wir und ich durfte sieger sein  


Hausbesuch

Hausbesuch   Meine Großeltern wurden vom Hausarzt besucht, regelmäßig stand Doktor med. Wilhelm Steglich mit dem Arztkoffer am Tor. Die Großmutter führt‘ ihn in die Stube, wo auf dem Tisch ein Obstler, selbstgebrannt, und ein Gläschen zum Willkommen warteten. Doktor Steglich sprach ein paar Worte, um zu sehn, wie die Lage war, überprüfte den Blutdruck, […]


Eingekehrt

Eingekehrt   Ich sitze im „Hirsch“ in Flörsheim am Main, schaue von der Terrasse dem Ufertreiben zu, den Passagier- und Frachtschiffen, wende den Kopf zum historischen Gebäude, seh mich als Jungen mit den Großeltern dort stehn bei dem jovialen Wirt, denk an die Chronik Bürgermeister Jakob Laucks: Nach dem ersten Krieg begrüßt‘ und bewirtet‘ er […]


päpstlicher blütentraum

päpstlicher blütentraum   meiner großmutter sagte ich ich würde papst und ich nähm sie mit nach rom – daraus wurde nichts wie man heut noch sehen kann  


nächtliches erwachen

nächtliches erwachen   als kleiner junge im bett der großeltern reifenquietschen türenschlagen der schrei einer frau ein auto rast davon wieder nachtstille die großmutter und ich erwacht nah am geschehen – welchem? wir sprechen kurz gesichert im haus geborgen im bett  


mit den jahren

mit den jahren   mit den jahren wächst die sehnsucht nach der mystik ob dies noch was wär denn das leben hat uns schon seinen trug geoffenbart  


heut wär ich anders

heut wär ich anders   heut wär ich anders ich wüsste es zu schätzen und ich machte mehr doch die götter leihn kein pfand sonst solltet ihr mal sehen


Wunsch des Chronisten

Wunsch des Chronisten   Chronist will ich sein, die Geschehnisse von einst protokollieren, mehr jedoch den Geist fassen, wie er fortwirkt aus der Zeit.  


Dreischritt

Dreischritt   nichts kann mir den glanz der alten zeit erneuern abglanz – gnadenbrot   nichts kann mir den glanz der alten zeit erneuern abglanz – immerhin   nichts kann mir den glanz der alten zeit erneuern abglanz – hüter sein    


„Unbeschwerte Stunden des Erzählens. Erinnerungen“ – Rezension

„Unbeschwerte Stunden des Erzählens. Erinnerungen“ von Johannes Chwalek Stuttgart: Scholastika Verlag, 2023. ISBN 978-3-947233-79-3. 154 Seiten. Preis: 14,- Euro. Rezension von Rüdiger Jung   bücher vergilben der weg alles irdischen in meinem besitz   Von diesem Dreizeiler her, in seiner herrlichen paradoxen Struktur, liesse sich das ganze Buch verstehen. „bücher“ – ein Kondensat, um Wissen […]