Beiträge von Johannes Chwalek


Das Wort des Großvaters

Das Wort des Großvaters   Mein Großvater ist schon lange tot, dreiundfünfzig Jahre, das ist eine gewaltige Zeit. Andererseits: was heißt das, wenn ein Mensch mit einem Mal wieder vor einem steht, als wäre er noch da? Der Großvater hatte mir als kleinem Jungen einmal erzählt, dass er beim Kartenspiel eine – für seine Verhältnisse […]


Das Lächeln des Hippogryphen

Das Lächeln des Hippogryphen   Ich habe ein Buch gekauft, ein wenig darin gelesen und es dann verschenkt an einen Freund. Heißt das, dass ich das Buch verstanden habe und nicht mehr weiter darin lesen brauche? So einfach ist es nicht. Der Freund beschenkte mich, da wollte ich ihn auch beschenken und das Buch war […]


Johannes Chwalek: Unbeschwerte Stunden des Erzählens. Erinnerungen (Rezension)

Johannes Chwalek: Unbeschwerte Stunden des Erzählens. Erinnerungen. Stuttgart: Scholastika 2023, 154 S., 32 Abb., ISBN 978-3-947233-79-3, 14,00 €   Johannes Chwalek (* 1959), Autor regionalgeschichtlicher, didaktischer und belletristischer Literatur, ist an der Bergstraße kein Unbekannter. 2019 veröffentlichte er seinen autobiografischen Roman „Gespräche am Teetisch“, der in weiten Teilen am früheren Bischöflichen Knabenkonvikt Bensheim angesiedelt ist […]


Nach einer Lesung

Nach einer Lesung   Klaus-Peter Grünschläger, Franz Josef Schäfer, Ulrich Zimmerer: Hitlerjunge · Soldat · Mönch. Ein Leben unter zwei Kreuzen. Hohenwarsleben 2020 (VAS – Verlag für Akademische Schriften – ein Imprint der Westarp Verlagsservicegesellschaft mbH), 323 Seiten, 106 Abbildungen   Irgendwo bemerkt Goethe, die menschlichen Verhältnisse änderten sich alle fünfzig Jahre. Die Wahrheit dieses […]


eine begegnung

eine begegnung macht dir den roman ahnen sekunden verweht


eilen zum konvikt

eilen zum konvikt   vom regen geweichter boden kalte feuchte luft und erster vorweihnachtlicher schmuck in fenstern an fassaden das ist november-art lächelte der prä mir zu dass du ohne jacke gehst birgt die gefahr der krankenstube legst du wert auf solche auszeit doch will ich dir nicht dreinreden was mich betrifft: immer rascher folgt […]


wind im gesicht

wind im gesicht   wind im gesicht erstiegen wir den kirchberg tief hingen die wolken fast schwarz zwei falken flogen über uns der prä zeigte auf blätter rötlichbraun grün mit gelben und braunen placken wohin gehen wir es kommt die stunde des abschieds wir wissen sie zuinnerst und du anders als ich ein leben lang […]


dahingegeben

dahingegeben und dann in der garstigkeit nur dieser adel  


Gespräch im Konvikt

Gespräch im Konvikt   „Andre Epochen dachten und fühlten anders“, sagte uns der Prä. „Nehmen wir den Wald – was geht euch durch den Kopf beim Wort ‚Wald‘?“   „Ein Ort zum Wandern, um gute Luft zu atmen“, antworteten wir. „Schön!“, meinte der Prä. „Stellt euch nun das Mittelalter vor,   was sagt‘ ein Mensch […]


szene am konvikt

szene am konvikt   der regen hat dem sandplatz des konvikts den fußball weggesperrt auch verkünden braungelbe und braunrote blätter auf dem platz eine ruhezeit – ich streife auf den leeren wegen und trage gern ein buch mit mir obgleich ich hier draußen kaum darin lese oft besuche ich meine freunde die goldfische wir reden […]


„Sind alte Leute fromm?“,

„Sind alte Leute fromm?“, fragten wir den Prä. „Wer seine Kräfte schwinden fühlt, spürt die Macht, in der er steht. Warum sich diese Macht nicht in Gott denken?“, fragte uns der Prä.    


Ist das der Herbst?

Ist das der Herbst?“, fragt‘ der Prä. „Ja“, sagt‘ ich lächelnd. „Woran erkennst du’s? An der Jacke, die du trägst?“ „Wie sich alles sehnt nach Ruh!“  


Ein milder Abschied

Ein milder Abschied hat uns eingeholt. Freundlich lächelt das Jahr; entrückt scheint es dir und erschüttert dich?


es war eine zeit

es war eine zeit im schnee mit uns am konvikt sternendunkelheit wir lächelten der schnee knirscht‘ gitarrenklang – deine hand


einst die hohe zeit

einst die hohe zeit unversehens trat sie ein und ich dacht‘ sie blieb‘ über felsen- eiseskluft hüte ich die flamme nun  


viel steht vor mir auf

viel steht vor mir auf aus der sagenhaften zeit fremd den jüngeren legt sich jahr um jahr darauf seh ich klarer als zuvor  


sieh die kleine spur

sieh die kleine spur dort die welle spült sie fort grad noch war sie da doch die neue zeit rollt an und wer weiß noch was einst war