Ankunft in K.


Ankunft in K.

Bleiern die Luft, aber weniger kalt als ich anzutreffen gedacht hatte. Ich steige die Stufen hinab, ins Innere des Bahnhofs, es riecht nach Urin. Die kleine Bahnhofshalle wirkt verlassen, nicht gepflegt. Kommt hier überhaupt jemand außer mir an, frage ich mich. Es ist kurz vor sechs, außer mir ist niemand aus dem Zug gestiegen.

Dann stehe ich vor einer Weggabelung. Welchen Weg soll ich nehmen? Spontan entscheide ich mich für den linken, rechts ist meistens ein Irrweg, denke ich, laufe die linke Straße entlang. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, nur ich, etwas außer Atem, der Weg steigt beständig an, ich spüre meine Grenzen in jeder Beziehung, wieder eine Gabelung, wieder wähle ich links, heute konsequent links, ein Haus am Waldrand taucht auf. Bin ich da?

Ja, du bist da, sagt mir ein Hinweisschild, und ich bin froh, im Hellen angekommen zu sein. Ich verabscheue Ankommen im Dunkeln, ich liebe es, in ein Lichtermeer einzutauchen, und das tue ich jetzt, da ich das Haus betrete.

Niemand an der Pforte. Ich sehe mich um, ob es eine Klingel gibt, ob man jemanden rufen kann per Glockenton, diesem hellen, durchdringenden, den es in fast jedem Hotel gibt. Nein, hier gibt es keine Klingel, mit der man jemanden rufen könnte, vielleicht auch niemanden, den man rufen könnte, damit er einem ein Zimmer zuweist, damit er mir hilft, mich zurecht zu finden, in diesem beleuchteten, leeren Haus.

Dann höre ich Stimmen, schon wieder von links, ich lasse mich von ihnen ziehen, wie man von einem Seil gezogen wird, wenn man auf der schwächeren Seite steht. Tauziehen, wie früher in der Schule, nur diesmal ein inneres, dann stehe ich in einem Saal voller Menschen, erschrocken weiche ich einen Schritt zurück. Ich höre eine mir vertraute Stimme, die sagt: „Da bist du ja, endlich.“

„Der Zug“, antworte ich, „er hatte Verspätung.“ Dass ich mir im Zug überlegt hatte, weiterzufahren, nicht an diesem trostlosen Bahnhof auszusteigen, die flüchtige Aussicht zu genießen, nicht anzukommen, das sage ich nicht.

Nun, jetzt bin ich hier.

 

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