nach herrn k., VI


nach herrn k.

haiku, VI

 

um kraft zu kriegen

an einem baum einem seil

hochsteigen zu gott

 

*

 

die stimme des herrn

der im garten geht da der

tag kühl geworden

 

*

 

wer ein leben führt

nach dem willen des herrn wird

hinweggenommen

 

 

*

 

was bist du? elend!

zwei brettchen hab ich gegen

die schläfen geschraubt

 

*

 

saß hinterm schreibtisch

doktor hanzals vorgebeugt

zugleich angelehnt

 

*

 

„hilfe aus bregenz“

sagte der arzt – „das ist weit“

sagte der kranke

 

*

 

öffne dich tor mensch

komme hervor und atme

die luft die stille

 

*

 

sündig bin ich – ich

unberatenes wesen –

zu viel des wüstens

 

*

 

hab ich mich gewehrt –

viel zu wenig und nur aus

tiefstem inneren

 

*

 

freimaurer auf dem

altstädter ring – mögliche

wahrheit jeder red‘

 

*

 

die tiefe gibt halt

weit darüber mein anker

verloren schwingend

 

*

 

 

führt‘ uns ein kaufmann

von uns allen in der welt

meistens durchgesiebt

 

*

 

die berechnungen

sind gewiss zu gebrauchen

vielmehr unbrauchbar

 

*

 

fang an zu sehen

wer du bist – statt zu rechnen

wer du werden sollst

 

*

 

dieses verlangen –

freiheit nach allen seiten –

ist schier unendlich

 

 

*

 

das hofnarrentum

habe ich ausgekostet

jetzt verliert es sich

 

*

 

in der werkstatt – ganz

im dunklen – für jeden

schlechten stich ein hieb

 

*

 

in die werkstatt kam

der könig: „ist der franz da? 

er zieht jetzt ins schloss!“

 

*

 

er sprach gegen die

reichen – heiratete reich

und wurde dann still

 

*

 

gesuchter nachbar –

du weißt nicht dass du ihn suchst

er nebenan wohnt

 

*

 

ich bin so machtlos

achselzucken mundverziehn

mehr gelingt mir nicht

 

*

 

der gestrige brief

an max – lügnerisch eitel

und komödiantisch

 

*

 

welche kräfte dem

schweifenden geist zur größten

arbeit noch bleiben?

 

*

 

alles zerstört was

du kaum besessen hast – wie

fügst du’s zusammen?

 

*

 

recht aufzutrumpfen?

ist er doch im grunde so

elend wie alle

 

*

 

immer gleich gedacht

das verlangen und die angst

ein fernes zittern

 

*

 

historisch werden

geschlechterkette sprengen

die musik der welt

 

*

 

dadurch dass er lebt

verstellt er sich den weg – fühlt

er sich lebendig