Thomas Berger
AUSZUG aus dem Artikel im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
veröffentlicht im Dezember 2023
PETRONIUS, gest. 66 n. Chr., Schriftsteller und Politiker. Über das Leben von Petronius ist die Forschung auf den Historiographen Tacitus (ca. 55-ca. 120 n. Chr.) angewiesen. Dieser überliefert in seinen Annalen eine Beschreibung der Persönlichkeit des Römers (Buch XVI, 18-19). Demnach war er ein „Mann des verfeinerten Lebensgenusses“, der „den Tag mit Schlafen, die Nacht mit Geschäften und Vergnügungen“ zugebracht habe. Seinen Aufgaben als Statthalter von Bithynien und Konsul sei der Müßiggänger indessen „tatkräftig“ nachgegangen. (P. Cornelius Tacitus, Annalen. Lat. u. dt. Hrsg. v. Erich Heller. München, Zürich 1982, S. 803) Sein vollständiger Name lautet: Publius Petronius Niger. Sein Cognomen war Arbiter, was darauf hindeutet, dass er im Umkreis des Kaisers Nero (37-68 n. Chr.) die Rolle eines „Schiedsmannes“ in Fragen angenehmer Daseinsführung übernahm (elegantiae arbiter).
In Ofonius Tigellinus (gest. 69), dem Präfekten der Prätorianergarde zur Zeit Neros, besaß er einen einflussreichen Gegenspieler, dem es gelang, Petronius denunzieren zu lassen. Bei Nero wegen angeblicher Beteiligung an der Pisonischen Verschwörung des Jahres 65 in Ungnade gefallen, entschied er sich für den Suizid ̶ mit demonstrativer Gelassenheit, wie er gelebt hatte, im Gespräch mit Freunden, die ihm „leichtfertige Lieder und gefällige Verse boten“, wie Tacitus berichtet (a.a.O., S. 805).
Für die Literaturgeschichte ist Petronius als Verfasser der Satyrica bedeutsam.
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