Thomas Berger, AUSZUG aus dem Text:
„Doch eine Sehnsucht bleibt zurück …“ –
Bekanntes und weniger Bekanntes von und über Wilhelm Busch
Es ist eine besondere Komik, die Wilhelm Busch bietet: Sie lässt uns lachen und ist doch im Grunde mitleidlos, wenn wir uns das Ende der beiden Buben vor Augen halten. Diese Doppelstruktur –Heiterkeit und Gnadenlosigkeit – treffen wir häufig in seinem Werk an. Der Rabe Hans Huckebeinbeispielsweise, „die schwarze Seele“, welche der arglosen „Tante Lotte“ heftig zusetzt, endet auf denkbar unglückliche Weise:
Er zerrt voll roher Lust und Tücke
Der Tante künstliches Gestricke.
Der Tisch ist glatt – der Böse taumelt –
Das Ende naht – sieh da! Er baumelt. [1]
Und auch die Die fromme Helene, die, obgleich verheiratet, aber leider kinderlos, mit ihrem Vetter Franz während einer Wallfahrt ein Kind zeugt, nimmt kein gutes Ende: Dem Alkohol als vermeintlichem Tröster verfallen, „verkohlt“ sie durch eine umgestürzte brennende Petroleumlampe und „fährt“ hin „zum Schlund der Hölle“. [2]
Sowohl die populären Bildgeschichten als auch die vielzitierten Sprüche Wilhelm Buschs besitzen einen dunklen Untergrund: die Bosheit der Menschen, das feindselige Verhältnis von Kindern und Erwachsenen, das Unglück und das Misslingen. Dennoch nehmen wir sie zumeist lediglich als vergnügliche Unterhaltung wahr, betrachten infolgedessen ihren Schöpfer nur als Zeichner und Dichter höchst ergötzlicher Werke.
[1] Wilhelm Busch, Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, bearb. u. hrsg. v. Friedrich
Bohne, Band I, Hamburg 1959, S. 497/498
[2] Wilhelm Busch, Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, bearb. u. hrsg. v. Friedrich
Bohne, Band II, Hamburg 1959, S. 287, 290