Trumps Lügen-Narrative — Mögliche Folgen für Deutschland?


Trumps Lügen-Narrative — Mögliche Folgen für Deutschland?

Politische Narrative — ein exemplarischer Einblick, Teil I

27.01.2021 bis 06.02.2021

 

Rückblick — Sinn und Zweck antiker Narrative

Im letzten Blogbeitrag gab ich eine kurze, sehr allgemeine Definition des Begriffes „Narrativ“. Ferner gab ich einen exemplarischen, skizzenhaften Aufriss dessen, was m.E. Sinn, Zweck und Zielsetzung einstiger Narrative als „Erzählungen-in-der-Zeit“ von der Antike bis dato waren. Welchen Sinn und Zweck erfüllten Theogonien, Mythen, Epen, Dramen etc.pp. in früheren Zeiten? Von welchen anderen politischen Erzähl-Formen wurden sie nach und nach abgelöst? Skizzenhaft ließ sich zeigen, dass über alle Menschheits-Epochen hinweg der Sinn von Narrativen die Schaffung von stabilen, beinahe unabänderlichen Überzeugungen ist. Denn diese geben den Menschen Orientierung, definieren nach einem berühmten Philosophen-Wort „die Stellung des Menschen im Kosmos“ (vgl. Max Scheler, 1928), d.h. sie beschreiben den „Ort“, den „Bezirk“, an dem der Mensch als „Heimat“ lebt (geographisch) sowie seine „Stellung“ innerhalb einer sozialen Hierarchie (gesellschaftlich) und schaffen auf diese Weise ein kulturell bedingtes „Zugehörigkeits-Gefühl“ für alle. Im antiken Griechenland war dies die jeweilige „Polis“; im antiken Rom gründete sich das „wir-Gefühl“ der Bürger*innen im Imperium Romanum. Von der Vorzeit bis zur Neuzeit dienten Narrative der Welten-Deutung von physischer und metaphysischer Welt, von Diesseits und Jensseits, von Menschen-Staat und „Gottesstaat“. Als politische Narrative  (be-)gründeten, erhielten und sicherten sie die gültigen Macht-Verhältnisse von Gesellschaften und Staaten. Jedoch: wie alles Menschliche, so unterlagen und unterliegen selbst diese stabilen Überzeugungen einem Wandel.

Bereits in der griechischen Antike vollzog sich ein radikaler Bruch: Das Denken, nicht Glauben ausschließlich, nahm über Jahrhunderte einen immer breiteren Raum im Leben des Menschen ein. Es bahnte sich einen denkerischen Weg „vom Mythos zum Logós“, von der erkenntnistheoretischen, „aristotelischen Lógik“ zu den beginnenden Wissenschaften der „Neuzeit“. Die Folgen: Nicht länger dogmatischer Glaube, sondern Verstandes-Argumente und Vernunft-Erkenntnis wurden während dieser menschheitsgeschichtlichen Entwicklung die neuen Kriterien für Welten-Deutung und Realitäts-Klärung. Glauben und Denken, beides bahnte unseren kulturgeschichtlichen Menschheits-Weg von Hesiōd’s Theogonie zu Descartes „cogito, ergo sum“ und nachfolgend zur sog. „Anthropozentrizität“ des heutigen Anthropozäns. Im Prozess des voranschreitenden Denkens veränderten sich die politischen Narrative und mit ihnen wandelten sich die Staats-Formen von (absolutistischen) Monarchien zu konstitutionellen Monarchien (England, Niederlanden, etc.). Erste Versuche einer „demokratischen Verfassung“ wurden gewagt, zunächst in den sog. „Neuengland-Kolonien“ (04.Juli 1776) dann in Frankreich (14.Juli 1789). Nach 1945 kommt es weltweit zu einer sich ausbreitenden Gründungs-Bewegung der Demokratien. Ein Ausbreitungs-Prozess, der noch immer nicht abgeschlossen, sondern im Werden, ist. Letztere, die Staats-Form der Demokratie, steht heute jedoch in Gefahr, sich aufgrund gewandelter, toxischer Polit-Narrative weiter in diktatorische Autokratien (vgl. China, Russland, Polen, Ungarn, Türkei, etc.pp.) zu verändern.

Die Struktur der staatsbildenden, politischen Narrative, blieb über Jahrtausende beinahe gleich; jedoch ihre Inhalte, die von ihnen transportierten „Bilder“, die Überzeugungen verändern können, änderten sich nach den „Erfordernissen der Zeit“. Aus einstmaliger Welten-Deutung wurde aktive Welt-Gestaltung. Perspektiven- und Paradigmen-Wechsel menschlicher Existenz im Wandel seiner Selbstwerdung. In Umkehrung eines Bonmots, das dem karolingischen Kaiser Lothar I. (795-855) zugeschrieben wird, können wir hinsichtlich politischer Narrative sagen: Der Mensch verändert und entwickelt sich und mit ihm ändern sich die Zeiten.

 

Einstieg — Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu modernen Narrativen

Wesentlicher Unterschied zu Antike, dem Mittelalter sowie der Neuzeit: die damaligen Menschen mussten auf Glaubens-Deutungen zurückgreifen, um die Welt, den Menschen darin, sinnvoll deuten zu können. Es gab noch kein differenziertes Wissen moderner Wissenschaften. Alle Welten-Deutung war in einem metaphysischen Ursprung, in einem Wissenschaftsaberglauben, der mehr behauptet, als er kraft seiner gewählten Methoden zu beweisen vermochte, verankert. Erst in der Wendezeit des 19. auf das 20. Jh. begann der eigentliche Aufstieg der „modernen Wissenschaften“. Die Methoden selbst wurden stets umfassender reflektiert; die Methodologie der Wissenschaften (vgl. Karl Jaspers) trieb das menschliche Wissen in die weitesten Horizonte voran, strukturierte, systematisierte, ordnete über die Methoden den „Organon der modernen Wissenschaften“. Nicht länger die „autoritas“ bzw. „auctoritas“ der antiken und mittelalterlichen Wissenschaften, vertreten durch herausragende Persönlichkeiten wie etwa Platon, Aristoteles, Thomas von Aquin, et al., sondern die wissenschaftliche Klarheit bzgl. der gewählten Methode wird fortan zum Kriterium dessen, was als „richtig“ und „falsch“ (Naturwissenschaften) bzw. als „wahr“ und „unwahr“ (Geisteswissenschaften) zu gelten habe. Was immer als „Wissenschaft“ den Anspruch erhebt, „methodische Wissenschaft“ zu sein, das differenzierte sich stets stärker und schneller in Bereichswissenschaften bzw. Partikularwissenschaften aus.

Der heutige Mensch ist folglich in der luxuriösen Situation, dass er zu jedem beliebigen Thema, — sei es mittels Printmedien, sei es mittels multimedialer Massenmedien — zu jeder Zeit an jedem Ort auf fundiertes, methodisches Wissen zugreifen kann. Nicht alle Zeitgenossen mögen dies. Nicht wenige fallen lieber zurück in Epochen des Wissenschaftsaberglaubens; ziehen geglaubte Deutungen, die sich harmonisch in das eigene Welt-Bild passen, profundem, jedoch unterscheidendem Wissen, vor.

 

Aufriss: politische Narrative, heute

Versuch einer allgemeinen Definition

Wie bereits im vorigen Beitrag angesprochen, leitet sich m. E. der Begriff  Narrativ  von lat. narrare, kundtun, erzählen, schildern, Nachricht geben, etc.pp., ab. Als Begriff  schließt er gemäß logischer Kategorien gewisse Inhalte ein, die er sinngemäß umfasst, andere Inhalte schließt er jedoch abgrenzend hierzu aus.

Vielleicht die allgemeinste Definition von „politischem Narrativ“ könnte lauten: Ein politisches Narrativ, eine politische Erzählung, ist all dasjenige, das in unsere Sprache hereinkommt und als ein Sagen im politischen Kontext mit einer gewissen Absicht tradiert, also weiterverbreitet, wird. Ein politisches Narrativ transportiert einen Sinn, verfolgt einen Zweck und hat ein mehr oder minder klar definiertes Ziel, das durch die erzählende Weitergabe angesteuert wird und dadurch zeitnah erreicht werden soll. Es geht um Einflussnahme der Öffentlichen Meinung, worin entweder ein Sinneswandel erreicht (z.B. Ziel von AfD-Narrative), eine „Perspektive“ erhalten (z.B. Sinn der Hygienemaßnahmen während der Coronapandemie) oder aber ein neues Thema plaziert werden soll. Deshalb hat ein politisches Narrativ oftmals einen appellativen Charakter, der eine suggestiv-manipulierende Wirkung bei den Zuhörern bzw. Lesern entfaltet. Folglich decken heutige politische Narrative ein breites Meinungs-Spektrum ab, das von „links-liberal“ bis „rechtsextremistisch“ reicht. Ferner kann die politische Erzählung an der Realität orientiert sein (z.B. im Jahr 2015: die Realität des „Flüchtlingszustromes“ nach Deutschland; 2020: die Realität des „Lockdowns“) und kann, „cum grano salis“, ein Körnchen Wahrheit enthalten. Das politische Narrativ kann jedoch genauso gut völlig frei erfunden sein und auf bloßen Behauptungen bis hin zu indoktrinierenden Lügen basieren (vgl. Trump-AfD-Narrative: etwa das politische Narrativ der „Briefwahlmanipulation“ seitens der Demokratie…). Des weiteren wird ein gutes politisches Narrativ stets in seiner Erzähl-Struktur dem Aufbau eines klassischen Dramas folgen, um den Zuhörer bzw. Leser maximal in seinen Bann zu ziehen. Schließlich will man ja irgendeine politisch nutzbare Wirkung erzielen, etwa die Glaub-Würdigkeit des Behaupteten verstärken, um nachfolgend hierzu Vertrauen in das Gesagte bzw. den Sprechenden (Kompetenz-Zuschreibung) aufzubauen. Die Weitergabe des kommunizierten Erzähl-„Stoffes“ kann mündlich erfolgen und von Parteitagsreden, über Wahlkampfreden in der Öffentlichkeit, bis hin zu „Hasspredigten“ und Hetzreden wie bei den „Kyffhäuser-Treffen“, u.ä.m., reichen. Als Transport-Mittel der Vervielfältigung werden meist Streamingvideos, Selfies, oder TV bevorzugt, da sie die größte Authentizität und Glaubwürdigkeit in der Wahrnehmung des Publikums hervorrufen; man fühlt sich als „Augenzeuge“ eines „unmittelbaren Geschehens“. Die politische Erzählung kann zudem die Wirkung des gesprochenen Wortes dadurch verstärken, dass sie zusätzlich schriftlich (z.B. als Flyer mit „Wahl-Information“ oder mit „Corona-Manipulationen“) oder auch multimedial als Tweet, SMS, Mail, o.ä.m., erfolgt. Sinn und Ziel heutiger, politischer Narrative als der Weitergabe des Gesagten ist es, durch Vervielfältigung- sowie Wiederholung-in-der-Zeit eine „erzählende Tradition“ (von lat. tradere, weitergeben, übergeben, überliefern, anvertrauen) im Heute zu erreichen. Eine „Tradition“, die in-sich ruht und für-sich zu stehen vermag. So etwa bei den Filter-Blasen- und Echokammern-Narrativen, die sowohl ein bestimmtes Narrativ verfielfältigen, also numerisch verbreiten, als auch wiederholen, um damit Konsistenz des Behaupteten aufzubauen. Ein mögliches Ziel dieser „Narrativ-Tradition“ ist es, durch ihre mandraartigen Wiederholungen eine verfestigte Meinung auf-, diese sodann zu unumstößlichen Überzeugungen auszubauen, und über diese Überzeugungen letztlich zum konsequenten Handeln zu motivieren (vgl. etwa Trumps Lügen-Narrative der „gestohlenen Wahl“, daran anschließend der Trumpisten-Topos des „Sturms auf die Bastille“ und in Folge davon, der tatsächliche „Sturm auf das Washingtoner Kapitol“).

 

Radikalpolitische Narrative

Ein weiterer Aspekt radikalpolitischer Narrative ist m.E., einen politischen „Topos“, ein „Diktum“, ein ideologisches Dogma, zu begründen und im Kontext einer Weltanschauung zu verankern. Dieses „Diktat“ transportiert meist eine appellierende, hermetische Struktur, die einfordert, dass man die tradierte Sichtweise der kolportierten Behauptung fraglos und damit völlig unkritisch als ein politisches Glaubens-Diktum teilen  muss, sofern man dieser politischen „Gruppe“ und „Gruppierung“ angehören möchte. Politische Narrative dieser Art dienen der politischen Manipulation sowie der Indoktrination. Darin liegt meines Erachtens ihr wesentliches Gefahrenpotential (aus Worten werden Überzeugungen…). Ihre Vorgehensweise gleicht jener von Sekten, d.h. zunächst wird versucht, den Angesprochenen in seinen Sichtweisen und Auffassungen mittels suggestiver Manipulation zu verunsichern, um ihn aus seinen gewohnten Gedanken und seinem Lebens-Umfeld herauszulösen. Danach wird mittels ideologischer Indoktrination versucht, den Betroffenen in die eigene Gruppe einzubinden (weltanschaulicher Druck mittels Drohkulissen), ihn von der neuen politischen „Heimat“ abhängig zu machen („soziales Pressing“), um ihn zuletzt zu Taten zu motivieren (aus Überzeugungen werden Taten…; vgl. NSU, Lübcke-Attentäter, etc.). Kein Mensch wird als „Radikaler“ oder „Extremist“ geboren; man wird dazu gemacht, weil man bereits radikale bzw. extreme Positionen in-sich trägt, eine Affinität zu diesen verspürt.

En passant: Nach BKA-Definition gilt als politisch „radikal“, wer innerhalb des demokratischen Systems mit demokratischen Mitteln eine grundlegende Veränderung herbeiführen möchte. Als „extrem“ gilt jedoch, wer weltanschaulich außerhalb der Demokratie steht und mittels Gewalt (Attentate, Terroranschläge, u.ä.m.) einen Systemwechsel, also die Abschaffung der freiheitlichen Grundwerte, erzwingen will.

 

Strukturen radikaler und extremistischer Narrative

Aber auch folgender Aspekt heutiger, politischer Narrative gehört m.E. zur Definition: Nach wie vor stehen populistische, radikalpolitische Narrative unter dem Rechtfertigungs-Druck der Öffentlichen Meinung, da sie von der Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt werden. Diese demokratisch gesinnte Mehrheit erachtet radikalpolitische bzw. extremistische Narrative der „Populisten“ als „realitätsfern“, als „unrealistisch“, als „unbelegbar“, weil unbeweisbar (vgl. Trump-Narrative), oder stuft sie als „unwissenschaftlich“ ein (z.B. das Narrativ-Feld der AfD-/Querdenken-Bewegung rund ums Thema „SARS-Covid 19“). Ein wesentliches Ziel dieser radikalpolitisch induzierten Narrative ist jedoch bereits in einem sehr frühen Stadium der manipulierenden Erzählung-Tradition erreicht: Die Bildung eines konsistenten Überzeugungs- und Meinungs-Musters. Es ist zumeist das stereotyp-basierte Überzeugungs-Muster von „Schwarz versus Weiß“ (sowohl im politisch-weltanschaulichen als auch im rassistischen Sinn…), oder „wir…, gegen die…“ (Überzeugungs-Muster der Pegida-Narrative; Schlachtruf: „Wir sind das Volk!“), oder „wir, die wir die Wahrheit besitzen und jene, die lediglich Fake-News glauben…“ ( Überzeugungs-Muster bei Trumpisten, AfDlern, Neonazis), etc.pp. . Nach innen hin soll ein derartiges Narrativ die Schließung der eigenen Gedanken-Kreise garantieren; und als Folge hiervon die „radikalen Reihen“ hermetisch zusammenschweißen, gleichsam eine verschworene, weltanschauliche Gemeinschaft bilden. Nach außen hin ist es die Abgrenzung zu und die Ausgrenzung von politisch Anderes-Denkenden. Politische Narrative, die ins Radikale und Extreme tendieren, lassen weder eine selbstregulierende Variation noch eine an der Realität orientierte Relativierung noch eine sachliche Diskussion bzgl. ihrer Behauptungen zu: „entweder  bist Du für mich/uns“—“oder  Du bist mein/unser Feind“. Dabei gilt: In-Group sind die „wahrhaft Guten“, all jene, die gemäß ihrer Erzähl-Tradition die eigentliche Wahrheit besitzen — Out-Group sind die Bösen, die (Volks-)Verräter, die Feinde, die es zu bekämpfen und zu vernichten gilt (vgl. in den USA: Trumpisten versus „Demokraten“; in Deutschland: einerseits: Neonazi-Gruppierungen versus demokratischer Kräfte; andererseits: AfD-Neonazis um Höcke, Kalbitz et al. versus Meuthen et al.; einzelne Influenzer*innen, die etwa zum Mord an demokratisch gewählten Politiker*innen aufrufen: vgl. Causa Hildmann versus Volker Beck, MdB). Die vielleicht wichtigste Funktion aller  radikalen Narrative (z.B. Trumpisten-Narrative, AfD-Narrative) und extremistischen Narrative (Neonazi-Dogmen versus Linksextremisten-Dogmen): Sie sind der „soziale Kitt“, der politische Radikale wie auch Extremisten zusammenschweißt, diese als ein „Netzwerk“ denken und planen lässt. Erst durch sie, die geglaubten Narrative, wird eine homogene Binnenwelt-Sicht konstituiert und erlebbar gemacht. Erst durch radikalpolitische und extremistische Narrative werden aus Überzeugungen Einzelner Weltanschauungen einer politischen Bewegung, die sie Ziel-orientierte Gruppe agieren lässt. Nicht die jeweilige „Szene“ selbst (der Trumpisten, der Neonazis oder Linksextremisten) ist homogen, vielmehr besitzt sie eine asymmetrische Struktur, d.h. sie besteht aus hunderten von Splittergruppen, an Mitgliedern größere oder kleinere Gruppierung. Manche davon sind straff militärisch-hierarchisch organisiert (vgl. Kampfverbände wie „Proud Boys“ oder „Combat 18“), während andere beinahe „kaufmännischen Charakter“ besitzen (vgl. Neonazi-Konzertveranstalter, NS-Devotionalien-Händler, etc.). Was aber ihre „Netzwerke“, ihre „Zellen“, ihr Denken, Wahrnehmen und Erleben ihrer Einzeltäter eint, das sind ihre ideologischen Glaubenssätze und Narrative. Radikale und extremistische Glaubens-Sätze, ideologische Topoi, sind der „soziale Kitt“, der als „ideologischer Komponenten-Kleber“ eine „politische Bewegung“ dauerhaft stärkt und eint, selbst dann, wenn die Zeit bereits über diese „Epochen“ (NSDAP-Diktatur, „Stalinusmus“; „Weltherrschaft“ versus „Weltrevolution“) hinweggegangen ist. Denn ideologische Narrative, basierend auf Stereotypen, manifestiert in Überzeugungen, funktionieren sozusagen außerhalb von Raum und Zeit und Realität (vgl. u.a. die Geschichte des Antisemitismus vom jüdischen „Exil“ um 587 v. Chr., der „Diaspora“, bis heute). Da sie geglaubt werden, benötigen sie keinerlei Beweise noch irgendeine Rechtfertigung. Der „Preis“ für den Einzelnen: Verblendung, Fanatisierung. Der „Preis“ für den Staat: Niedergang der Demokratie in Richtung fanatische Diktatur.

 

Politische Narrative als „Politiker-Sprech“

Nun sind aber die meisten politischen Narrative demokratischer Natur. Wenige sind radikal, einige sind extremistisch in ihren Inhalten. In Abhebung von und in Unterscheidung zu den politischen Narrativen der AfD, Pegida, der Echokammern im Darknet, etc.pp., kursieren in den Kreis- und Landesparlamenten sowie dem Bundestag politische Narrative des sog. „Politiker Sprech“. Dies sind plackative Gemeinplätze, stereotype Redewendungen, rhetorische Phrasen, wie etwa Norbert Blüms Bonmot: „Eins ist sicher: die Rente.“ (1986). Oder Helmut Kohls: „Blühende Landschaften“ (1989). Oder Merkels Diktum von 2015: „Wir schaffen das!“ Oder auch Obamas: „Yes, we can!“ (2008) Aber auch Redewendungen wie „ich bin zutiefst davon überzeugt, dass…“, „alternativlos“, u.ä.m. gehören m.E. in die Kategorie des politischen Erzählens. Der tradierten „Sprechblasen“ im politischen Raum gibt es viele.

Sinn und Zweck dieser politischen Kurznarrative mag eine prägnante „Formel“ sein, die durch ihre kontinuierliche Wiederholung bei der Bevölkerung verfangen soll und einprägsam wirkt. Sicherlich sollen diese politischen „Sprechblasen“ auch das Vertrauen in den Sprechenden stärken und ihm „Führungskompetenz“ u.ä.m. zuschreiben. Das Ziel hängt vom jeweiligen Kontext ab. Bei Norbert „Nobbi“ Blüm und Barack Obama waren es z.B. anstehende Wahlen.

— Fortsetzung folgt—

 

Quellen und Verweise in der Reihenfolge ihrer Nennung:

 

BKA, „Radikalismus“ versus „Extremismus“

https://www.verfassungsschutz.de/de/service/glossar/extremismus-radikalismus

 

Der Begriff des „Topos“

https://de.wikipedia.org/wiki/Topos_(Geisteswissenschaft)

 

Geschichte der Juden, Antisemitismus verschiedener Epochen

https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Juden

 

Jüdische Diaspora

https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Diaspora