Tag der Deutschen Einheit


Tag der Deutschen Einheit

03.10.2020, 11:55Uhr

 

Was für ein Tag! Wind raschelt sanft in den herbstlich verfärbten Blättern der Bäume. Leichter Nieselregen fällt über dem Spessart. Noch ist die Luft spätsommerlich lau und angenehm auf der Haut. Ein Tag, wie zum Träumen geschaffen.

 

„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“, heißt ein altes deutsches Sprichwort. Dies mag wohl noch immer für redliche Kreise der hiesigen Gesellschaft gelten. Nicht jedoch für den deutschstämmigen — Sie können sich’s bereits an dieser Textstelle denken, was nachfolgend kommen wird; richtig: — 45. Präsidenten der USA, „Mister President“, Donald J. Trump. Ein Mensch bar jeglicher Tugend, jeglicher Empathie, ohne erkennbare christliche oder humanistische Werte, dessen erster Frevel als „Mr. President Elect“ bereits darin bestand, dass er seinen Amtseid als Meineid auf die historische Bibel schwor. Denn dass er, Donald J. Trump, „das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staten getreu ausüben und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach bestem Kräften bewahren, schützen und verteidigen werde“ (vgl. Wortlaut des „oath of office“),  das  war nie sein Deal. Im Gegenteil: Bereits im Wahlkampf gegen Hillary Clinton verhalfen ihm äußerst dubiose Organisationen wie etwa die Mafia, chinesische wie auch russische „Trolle“ zu diesem „historischen Sieg“. Seit dieser Sekunde lügt er sich von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat, von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde, von Minute zu Minute, von Atemzug zu Atemzug, von Tweet zu Tweet durch sein Amt und beschädigt dieses. Offensichtliche Lügen und Unwahrheiten sind Trumps markantestes Präsidenten-Markenzeichen und seine „offizielle Währung“. Erst durch ihn sind sie weltweit als politisches Stilmittel mittels Tweets quasi legalisiert worden. Lügen und Unwahrheiten dienen diesem „Präsidenten“, der bei wikipedia zudem als Entertainer geführt wird, als strukturelles Macht-Mittel, als Waffe bzgl. der manipulierbaren „Öffentlichen Meinung“. Denn sowohl Lügen als auch Unwahrheiten haben einen wesentlichen Vorteil: sie benötigen keinerlei Belege noch Beweise bzgl. ihres transportierten Inhaltes, also des von ihnen Kolportierten, und erreichen dennoch stets ihr Ziel. Zudem entschlägt sich eine Lüge jeglicher Fakten-Lage. Lügen erschaffen unterschiedlichste Emotionen, Grenzen-lose zumal, und induzieren bei mandraartigen Wiederholungen „zutiefste Überzeugungen“ in den gläubigen Anhängern. Lügen und Unwahrheiten gleichen hierin dem Gerücht, das raunend „die Runde macht“ und mit jeder Weitergabe ins Sagenhafte, bisweilen auch Fanatische, anwächst. In Abhebung und im Unterschied hiergegen müssen sich Fakten und Beweise der Überprüfbarkeit in der Realität und durch die Realität stellen. Sie müssen sich allgemein und ortsunabhängig überprüfen lassen. Ein lästiges und bisweilen zähes, politisches Geschäft. Auch müssen sich Fakten und Beweise mittels gewählter Methode als „richtig“ oder „falsch“ erweisen. All das entfällt beim systematischen Lügen als störender Ballast, den man hiermit einfach abwirft. Für den Lügenden eine äußerst bequeme wie auch komfortable Situation: „Trumps Welt“ (und zwar jene des 45. Präsidenten, nicht jene des Entertainers…) gleicht mal einem Quadrat, mal einem Kreis, dann wieder einem „Spiegelei“ oder auch einem „Tirolerhut“, so ihm gerade zum Jodeln und Schuhplattln zumute ist. Je nach Tageslaune eben. Und für den „Follower“ seiner Tweets, dem Belogenen, hält diese Situation jenen Vorteil parat, dass man fraglos der Lüge als „neuer Wahrheit“ vertrauen kann, indem man diese bedingungslos glaubt. Eine typische Win-Win-Situation für beide Seiten. Der 45. Präsident der USA zwingt sozusagen mittels „alternativen, persönlichen Fakten“ die unliebsame Realität in ein „Prokrustesbett“ und schneidet mittels seiner Lügen-Tweets alles Unpassende auf die jeweils von ihm gewünschte Meinung zurecht. Wenn Donald J. Trump überhaupt irgendein Talent besitzen sollte, dann sicherlich dieses. Im Land der Grenzen-losen Lügen ist er, der „wahre Donald“, der ungekrönte König, wenn nicht sogar derjenige, der von einer weißen Minderheit seit 200 Jahren heiß herbeigesehnt wird: der rassistisch-rechtsradikale „Heilsbringer“. Denn genau dafür  wird er von seinen Anhängern und Followern wie ein Megastar frenetisch gefeiert, verehrt, ja aufrichtig geliebt. Und umgekehrt weiß Trump seit dem gegen ihn angestrengten und gescheiterten Impeachment, das er mit Drohungen und Erpressungen gegen demokratisch gesinnte „Republikaner“ für sich zu entscheiden wusste, dass er, der „wahre Donald“, nun tasächlich außerhalb  jeglichen Rechts und über  der amerikanischen Verfassung steht. Und genau das ist der Ort, der ihm gefällt, der seinen Neigungen zusagt, der seinem Charakter entspricht — und dies ist sein tagtäglich ausgelebter Amts-Meineid. Denn seit diesem Moment weiß Trump, dass er nicht zu stürzen noch aus dem Präsidentenamt zu verjagen ist — weder mit legalen, demokratischen Mitteln, noch mit illegalen. Umso mehr fürchtet er nun die anstehenden Präsidentschafts-Wahlen, die ihm zu entgleiten drohen. Allein, für seine Anhänger war das gescheiterte Impeachment identisch mit einer realen Apotheose: „Donald Trump Superstar!“. Seit der Antike ist diese wechselseitige Beziehung zwischen Despot und Gefolgschaft die eigentliche  „Liebe des Tyrannen“ (zu seinem Volk…; Possessivpronomen beachten!), wie auch zugleich und ineins auf seiten seines  Volkes die „Liebe zum Tyrannen“ (die Liebe der freiwillig Unfreien zur jeweiligen Führungs-Figur des „Allein-Herrschers“, des „Führers“, des „Reis“, des „Caudillo“, etc. pp. …).

Was sind die bisher nachweisbaren, realen Folgen eines Regierens mittels Lügen und Unwahrheiten sowie Drohungen und Erpressungen? Ein Fakten-Check als Auswahl: Zum einen gleichen inzwischen Teile von nordamerikanischen (Innen-)Städten nach nur vier Jahren Lügen-Regentschaft Donald Trumps eher einer Bürgerkriegs-Region, wie etwa Idlib, Homs oder Aleppo, denn einem prosperierenden Gemeinwesen einer amerikanischen Polis (Trumps einstmaliges „Versprechen“: Wohlstand für alle…). Aus unterschiedlichen Gründen eskalieren Situationen in den amerikanischen „Communities“, kommt es zu Ausschreitungen, Plünderungen, Formen von Selbstjustiz. Ganze Innenstädte brennen, Polizeistationen werden gestürmt, Geschäfte geplündert. So etwa seinerzeit nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd in Minneapolis, Minnesota, als die USA während der sich ausbreitenden Unruhen von Ost nach West in Flammen aufging: in New York und Manhattan ebenso wie in Denver (Colorado), in Lexington (Kentucky) ebenso wie in Santa Monica (Kalifornien), in Portland (Oregon) ebenso wie in Las Vegas (Nevada). In solchen Momenten will es scheinen, dass Trump mit seinem provozierenden Verhalten ganz gezielt den direkten Weg in einen offenen Bürgerkrieg sucht, z.B. indem er illegal die Nationalgarde in demokratisch regierte Städte entsendet, oder indem er in seinen Tweet-Aufrufen rechtsnationale bzw. rechtsextreme Milizen dezidiert dazu auffordert, in diesen Hotspots nach eigenem Gutdünken und eigener Gesinnung für „Recht und Ordnung“ zu sorgen. Staatliche Gewalt in den Händen von „Neonazis“…—

Ein weiterer, möglicher Grund aus einem ganzen Cluster von berechtigten Gründen: „Coloured People“, die nicht länger von weißen Amtsträgern diskriminiert, von weißen, rassistischen Polizisten und Milizen grundlos niedergeschossen oder zu Tode gewürgt werden wollen, organisieren sich, bewaffnen sich, und rüsten sich nach 155 Jahren ihrer Befreiung aus der Sklaverei (18.Dez.1865; 13. Zusatzartikel zur amer. Verfassung, der die Sklaverei offiziell abschafft) und weiteren 155 Jahren ihrer Unterdrückung durch ein „weißes Amerika“ erneut zu einem Kampf der Anerkennung ihrer Bürgerrechte. Die heutigen Unruhen richten sich vor allem gegen weiße Rassisten (in der Trump-Administration, der Polizei und anderen staatlichen Behörden) sowie gegen Trump-Milizionäre, wie etwa Trumps rechtsextremen „Proud Boys“. Und dies zurecht. Bedenken wir, dass „schwarze Amerikaner“, dessen Väter, Brüder, und Verwandten sowohl in den beiden Weltkriegen als auch in Vietnam für „die Sache eines weißen Amerikas“ kämpften (die nicht  ihre Sache war…), und dafür einen hohen Blutzoll zahlten. Die Anerkennung und Gleichstellung im Alltag blieb ihnen indessen bis heute verwehrt. Und auch dies: Der amerikanische Historiker Edmund S. Morgan (1916-2013) wies bereits in seinem 1975 erschienen Werk „American Slavery, American Freedom“, auf das zentrale Paradoxon der amerikanischen Geschichte hin: dass nämlich seit 1650 sowohl Freiheit und Gleichheit als auch die Betonung der Klassenlosigkeit als zentrale, amerikanische Werte, wesentlich auf der Skalverei und dem dazugehörenden Rassismus beruhten (siehe hierzu u.a. den wikipedia-Artikel, „Sklaverei in den Vereinigten Staaten“). Trumps doppelte Demütigung der schwarzen Opfer von Polizei-Gewalt bei gleichzeitigem Lob der Täter und Inschutznahme der Milizionäre, ist ein krasser Rückfall seines Zeitgeistes sowie seines tyrannischen Charakters in eben jene frühen Tage der Sklaverei. Andererseits ist es der frenetisch gefeierte Zeitgeist eines rassistisch organisierten „weißen Amerikas“, dessen politische Abgeordnete und Akteure sich heute in den Reihen der „Republikaner“ erneut formieren. Rassismus, Terror, Fememord, Zwietracht, Spaltung als neue amerikanische Leitkultur einerseits — sowie Verleumdung, Demütigung, Erpressung, Hass & Hetze als neue Leitwerte andererseits, sind der neue „soziale Kitt“, der dieses  „weiße Amerika“ zusammenschweißt. Von höchsten Regierungsämtern abwärts, über Mandatsträger*innen im Senat oder anderen Parlamenten, bis hinunter zu den städtischen Behörden sowie der Polizei, haben sich willfährige Handlanger eines rassistischen Präsidenten und seiner skandalösen Innenpolitik erfolgreich etabliert…—

Ein weiterer Aspekt von Trumps Lügen-Politik: Nicht gesellschaftliche „Polarisierung“ ist die Frucht der trump’schen Lügen-Tweets, sondern gesellschaftliche Spaltung. Das ist etwas völlig Anderes. Denn „Pole“ ruhen auf einem sie Verbindenden, etwa, der sie tragenden Planetenoberfläche. Was könnte nun das Verbindende sein, die „Spange“, die „Strebe“, die das Maßwerk eines gesellschaftlichen Gebäudes miteinander verbindet? Was könnte die „Brücke“ schlagen, zwischen den Ufern eines Flusses, eines Stromes? Was könnte in der amerikanischen Gesellschaft wohl Arm mit Reich, „Schwarz“ (oder „Rot“) mit Weißen, „Republikanern“ mit „Demokraten“ erneut verbinden? Was könnte die Lüge in den tiefen Überzeugungen de-maskieren und den Rückweg zur Wahrheit und damit heraus aus der jetzigen Spaltung bahnen? Trumps Lüge des „America first!“, zuerst kolportiert in seiner Antrittsrede als „Mr. President“, meinte doch in Wahrheit etwas völlig Anderes, nämlich: „Amerika, Du gehörst ab heute mir! Und ich, der wahre Donald, werde mit Dir ab sofort so verfahren, wie es mir gefällt!“ Sagte Louis XIV. noch: „L’Etat, c’est moi!“, also: „Der Staat, das bin ich…“, d.h. als absolutistischer Herrscher bin ich sowohl Legislative, Exekutive als auch Judikative in einem , so machte der „wahre Donald“ daraus ein absolutes Eigentumsrecht an Amerika, über das er, nach eigener Meinung, je nach Tageslaune gänzlich frei verfügen und das er nach Belieben beherrschen kann. Immerhin ist der „wahre Donald“ ja der und das Größte! Amerika, vor Trumps vierjährigem Amtsmissbrauch einstmals groß und mächtig, nun jedoch durch die Grenzen-losen Niederträchtigkeiten seines 45. Präsidenten sowie der hieraus entstandenen radikalen Zwietracht im Innern, nur noch eine Geisel in den Händen eines ruchlosen Tyrannen. Und jener berüchtigte „MAGA“-Slogan („make America great again…“) scheint in der Diktion ebendieses Präsidenten zu bedeuten, dass er mit weiterem Hass und aufgestachelter Gewalt dieses Amerika so sehr zerrütten und zerstören wird, dass es auch in Zukunft unregierbar bleiben wird. Gleichviel, welcher Kandidat die nächsten Präsidentschafts-Wahlen gewinnen mag. So wenig zu Amerikas innenpolitischer „Größe“ unter Trump. Und außenpolitisch? Wer dieses Trump-Amerika als „Freund“ hat, braucht für seine Feinde nicht weiter zu sorgen. Erinnern wir uns nur beiläufig an all die Vertrags-Büche (bilateraler wie auch internationaler Natur), Trumps Rückzug aus wichtigen internationalen Gremien bzw. „Protokollen“, seine wirtschaftlichen Erpressungs-Versuche außerhalb Nordamerikas (in Deutschland etwa „Nordstream II“), bis hin zu Trumps unverhohlener Unterstützung antidemokratischer Tendenzen und Gruppierungen weltweit (etwa in Europa Johnsons „Brexit“-Fraktion). Ruchlosigkeit, Erpressung, Verrat — das sind die neuen außenpolitischen Maximen der Trump-Administration. Dass Amerika lange vor der Trump-Ära einstmals Deutschlands Beschützer war (Stichwort: „Berlin-Blockade“, 1948-49), dass es ein Freund Europas war (Stichwort: NATO, transatlantisches Bündnis), das alles ist längst schon Legende…—

Fortsetzung folgt