Keine Neuigkeiten
du hattest deinen einen tag des glücks
lächel wenn ich abdrück
manche dinge
bewegen sich so langsam
wenn man sie auch finge
man verliert sie aus den augen
dachte man es stand
ein tag des glücks ist schon ausreichend
da bin ich mir sicher
gib mir einen tag des glücks
ich könnte es beweisen
–
ich habe einen globus unterm dach
manchmal liege ich nachts nicht wach
und träume von fernen fremden ländern
aber wach immer auf bevor ich sie kennlern
–
du bist unser liebling des monats
deine warmen netten worte sind uns eine wohltat
–
dieses ganze widerliche geziefer
das zum licht strebt
die dunkelheit wird tiefer
ich bin das licht, seht!
–
ja es ist schad
man möcht mich immer in die rolle des bösewichts drängen
was ich tatsächlich schlimmes tat
je zwei kugelschreiber mitgenommen an messeständen
–
ich mag kommunizieren über piktogramme
jeden löschen der mich anders kannte
–
und das mädchen das ich seit ewigkeiten kannte dem ich kurz vor ganz dem ende fünfzehn euro geliehen habe, die sie mir nie zurückgab, was ich andernfalls oder früher für gerissen gehalten hätte
–
ich lebe nicht im system
das system lebt in mir
eingepflanzt von wem
dem gott aus papier
ordne dich unter dem
gott aus papier
es kommt nie zur partie
wie fischer gegen karpov
gegen den gott
aus papier
–
ich habe angst vor soviele münder münder münder
ich bin ein fetischist nicht ein künstler
–
ich kann wenn ich mag aber mag ich wenn ich muss
ich bin einfach nicht frei unter druck
–
aquarium
drinnen draußen
traurig
–
mir gehört fantasie nicht
aber ich gehör der fantasie
wenn du sie triffst
sag ich mag raus aus ihren wänden me-lan-cho-lie
in der echten welt sein
mit echten leuten sprechen
ich bin seit ewigkeiten allein
ich hab wie das alles funktioniert vergessen
ich lebe in meinem kopf und jeder tag ist ein jahr
und jeder morgen ein tal
ich strecke meine hand aus aber uns trennt glas
ich komme nicht aus meinem kopf raus aber ich sehe alles so klar?!
–
geldscheine gestapelt
diego maradona weiße linien
camorra neapel
die sonne hat immer geschienen
–
es gibt keine eine wahrheit über mich und mein leben
es ist wie ein verspiegelter ikosaeder
es gibt eine wahrheit für jeden
und ich bin jeder
–
mein haus ist abgebrannt
doch es wurde schon vor langem versteigert
ein blödmann der auf einen blödmann reinfällt ist ein blödmann
deine schwülstigen verklärungen … leider
*
ich habe probleme mit ganzen sätzen
und ich habe probleme mit hunden die zähne fletschen
und ich habe probleme mit leute die mich auf und ab schätzen
und ich hab probleme mit gesellschaftsblabla unter druck setzen
aber so leicht kann man mich nicht vergrätzen
*
der moderne herkules
ich kämpfe gegen bären
ich kämpfe gegen schlangen
nichts zu danken
doch wenn es spinnen wären
meine ängste sind groß im spezifischen
sechser die abkippen
*
mein gelöbnis
die uhr ist nicht mein kommandant
und ambition ist tödlich
moralismus ist für leute ohne anstand
*
weißt du ich hab nicht dich geliebt
nur die idee von dir
und rat mal wer die hatte
*
was sind schon 10 jahre, ein tag?
du kannst jemand lieben
aber nicht die schuld dafür geben
falls du falsch lagst
*
es gibt keinen grund dinge zu enttarnen
du kennst mein herz
aber nicht meinen namen
vielleicht ists andersrum pervers
*
ruf mich nicht an
weil du traurig bist
ich hab mich nie bedankt
dass ich dich nicht vermiss
*
schneider abbruch
war sehr gefragt
schneider abbruch
brach jedes haus ab
–
die vergebung ist unendlich dem herrn namzraw
ich hingegen finde schläge nicht charmant
–
die küche, 1
das besteck
mittelweit weg
vom rostschreck
–
schreibe tagebuch so krakelig dass ich die schrift nicht mehr lesen kann
schon auch heilsam
–
ich kann diesen pelz im mund nicht leiden
aber ich liebe diesen pelz im kopf
weil das rad da muss immerzu kreisen
und dann stoppts
–
wir sind die bengtheim kids
schön aber furchtbar langweilig
wir sind die bengtheim kids
schön aber furchtbar langweilig
wir sind die bengtheim kids
schön aber furchtbar langweilig
wir sind die bengtheim kids
schön aber furchtbar langweilig
wir sind die bengtheim kids
schön aber furchtbar langweilig
wir sind die bengtheim kids
schön aber furchtbar langweilig
–
in meinen träumen fahr ich bahn
regiobahn
wir leben auf dem selben meridian
aber ich fahr immer im kreis
mit meiner bahncard 25
75 prozent des ausgangspreis
das lohnt sich langfristig
ich halte sie immer bereit
–
autos jagen mich über die strasse
ratatatata
du schnüffler ich breche deine nase
ein massaker
ich sage ich bin die elfte plage
abou chaker
meine rache amtlich wiedervorlage
du spaßmacher
karate-karambolage
ich bin ein videospielcharakter
–
such dir mal nen job kevin
tu erstmal dein eignes brot verdien
bevor du andrer leute zeug groß umverteilst
ich bin solche luftnummern wie dich leid
–
er ist jimmy der kraken
heißt es nicht die krake
-auch er kann nicht alles haben-
deshalb der name
und wovor ich warne
bald heißt er jimmy der kragen
–
ja meld dich vielleicht
wenns passt
und ja die zeit
ja schade ach
–
ich kann mich keine zehn minuten auf was konzentrieren
keine zehn minuten
dann habe ich das gefühl als würde ich zeit verlieren
und ich muss wieder was anderes wichtigeres suchen
–
Heute: A wie Alter
Nach einem Jahr Playstation und Online-News war es mal wieder Zeit für ein Buch: Familienurlaub. Ich stand vor dem Bücherregal im Wohnzimmer und hatte das Gefühl, die Bücher wollten mich abwimmeln. Soviele Bücher und ich hatte sie alle nicht gelesen, was würde da eins, dass ich dann gelesen haben würde, schon für einen Unterschied ausmachen? Und wo sollte ich anfangen?
Aber da fiel mir etwas auf: ein Buch stand doppelt in der Reihe, direkt nebeneinander. Singer – Verloren in Amerika, Singer – Verloren in Amerika. Wenn dieses Buch sowohl von meinem Vater als auch von meiner Mutter in den Hausstand eingeführt worden war (oder wie auch immer diese Doppelung zustande kam), so konnte es nicht gänzlich irrelevant und nicht total schlecht sein; also nahm ich es mit, eins von beiden.
Nun mag ich nicht zu viele Wörter verlieren, das Buch hat mir sehr gut gefallen und als ich wieder zuhause auf ein Buch mit Kurzgeschichten Singers stieß, konnte ich nicht wiederstehen, drei oder vier zu lesen. Die fand ich sogar besser als „Verloren in Amerika“. Ich fragte mich: Warum hat Singer eine Anziehungskraft auf mich?
Es liegt wohl daran, dass er in seinen Erzählungen eine Verbindung zu den Menschen seiner Umgebung und zu der Tradition, in der er steht, besitzt. Auch wenn sein jüdischer Kosmos natürlich nicht meiner ist, vermittelt er nicht nur universelle Erfahrungen, sondern schafft auch ein Gefühl der Heimat/Geborgenheit.
Man vertraut ihm. Weil er mit allen Sachen in Verbindung steht, er ist kein Egozentriker und kein Monolith. Das klingt natürlich nach Yoga-Gequatsche. Aber ein Beispiel für was ich meine: Häufig erzählen in seinen Geschichten Charaktere wieder Geschichten – als hätte Singer diese Geschichten einfach tatsächlich irgendwo aufgeschnappt. Sie sind wahr, so oder so. Sicherlich ist meine Situation auch für meine Faszination verantwortlich, Singer steht wohl teilweise konträr zu dieser Situation. Denn meine Betrachtungsweise war bzw. ist prätentiös ausgedrückt die einer nihilistische Sperre (nichts ist erstrebenswert, also mache ich -genau- nichts, außer die kleinen Freuden eines Konsumenten auszureizen) und wenn das einen vielleicht anfangs belustigt, nachdem man immer so enttäuscht wurde, als es einem noch wichtig war – mich macht es langfristig einfach nicht glücklich! Es ist eine Zeit lang mal eine unterhaltsame Sache, aber dann sollte man meiner Meinung nach diesen Zustand wieder hinter sich lassen. Verstehst du, Singer ist nicht nur irgendein Geschichtenerzähler, er hat etwas, was ihn stützt und stärkt: Tradition, Werte. Vermutlich war er ein glücklicher Mensch. Ein bisschen übereifrig versuchte ich ihn zu imitieren, ich fragte mich, in welcher Tradition stehe ich? Deshalb der Schnellschuss mit der Bibel. Auch wenn ich davor schon häufig scheinbar gläubiges Gerede von mir gegeben habe, fällt das eher unter die Kategorie „simuliert“. Es ist dasselbe mit dem Thema Liebe: Es ist schlicht und einfach ein dankbarer Topos; auch wenn sich mein Leben mehr um Fifa und Tiefkühlkost dreht.
Das Fazit: Zukünftig mag ich wieder mehr Engagement zeigen (und ich wünschte, ich könnte auch so Geschichten erzählen). Und zu diesem wolkigen Begriff des Verbunden-Sein, um hier auch noch die Brücke zum Thema Alter/Vergänglichkeit zu schlagen: Wenn man merkt, man ist halt doch nicht so wichtig und es gibt Sachen, die sind viel größer als man selbst, dann besteht wohl der Trost darin, dass man ein Teil dieses Größeren ist, Tradition, Familie etc.
PS: Alle Bücher in dem Regal sind tot, wenn ich sie nicht lese. (Ich habe nicht vor, sie alle zu lesen, ich mag nur darauf hinaus, dass hier ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis existiert.)
(Psalm 90)