Besuch des Bischofs, Teil 5


Besuch des Bischofs, Teil 5

 

Zustimmendes Raunen antwortet dem Bischof. Auf ein Zeichen der sieben Rektoren erheben sich alle von ihren Plätzen, um den bischöflichen Segen zu empfangen. Als dies geschehen ist, ergreift einer der sieben Rektoren das Wort an die Hausgemeinschaft:

„Seine Ehrwürdige Exzellenz wird jetzt noch einen Gang durch das Konvikt unternehmen und uns dann wieder verlassen. In gebührendem Abstand möge jeder folgen. Die Blechmusiker halten sich zur Verabschiedung zur Verfügung.“

Dann setzt sich die Prozession der Hausgemeinschaft, angeführt vom Bischof und den sieben Rektoren in Bewegung, durch den Kapellengang zum Foyer, wo ein Blick geworfen wird in Aula und Speisesaal und über die steinerne Treppe hinauf zum ersten Stock. Der Bischof findet trotz der Anstrengung des Treppensteigens noch die Kraft, sich nach dem Erfolg der letzten Exerzitien im Konvikt zu erkundigen und erfährt von einem der sieben Rektoren, dass die Exerzitien in diesem Jahr von Untertertia an aufwärts gehalten worden seien. Exerzitienmeister sei der ehemalige Zögling des Konvikts, der hochwürdige Pater G. aus Worms gewesen. Durch die interessante, packende, manchmal mit Humor gewürzte Weise seines Vortrages habe es der Pater verstanden, die Exerzitanten mit den Wahrheiten des heiligen Glaubens wieder enger vertraut zu machen. Sicher sei in diesen Tagen manches gute Samenkorn in fruchtbares Erdreich eingesenkt und mancher gute Vorsatz gefasst worden. Das Verhalten und der Eifer seien recht gut gewesen.

Man ist im ersten Stock angekommen, wo ein Studiersaal und ein Clubraum der kurzen bischöflichen Besichtigung dargeboten werden. Aber dann, als der Bischof den Clubraum wieder verlassen will, geschieht es, dass ein Schüler mit entsetztem Gesicht aus der Tür des Toilettenraums tritt. Die Ursache dieses Entsetzens steigt allen Anwesenden durch den Luftzug des Toilettentür-Öffnens augenblicklich in die Nase! Einer der sieben Rektoren befreit sich als erster aus dem peinlichen Moment der Erstarrung und öffnet beherzt die Toilettentür – erneuter übler Geruch! Der Rektor verschließt die Tür wieder und sagt dem konsternierten Bischof und allen Umstehenden:

„Die letzten Grüße unserer scheidenden Hitlerjungens: Exkremente auf der Fensterbank des Klosetts!“

Der Bischof nickt traurig und bemerkt schon im Gehen:

„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!“

 

 

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