Morgen, Kinder, wird’s was geben – und gutes Essen sowieso


Morgen, Kinder, wird’s was geben – und gutes Essen sowieso

Der Januar hat ein wenig was von Adventszeit. In der Zentrale werden die Reisen für das neue Jahr geplant und Ende Januar, Anfang Februar ist dann Bescherung für die Reiseleiter. Im vergangenen Jahr hat man zwar schon vorsorglich ein paar Wünsche angemeldet, einen richtigen Wunschzettel mit den Reisen verfasst, die man gern übernehmen würde. Welcher dieser Wünsche allerdings in Erfüllung gehen wird, bis man das erfährt, heißt es Geduld haben. Man kann ja auch die aus der eigenen Kindheit noch bekannten Rituale aufleben lassen und jeden Tag einen anderen Reiseführer zur Hand nehmen und ihn durchblättern.

Und wie ein kleines Kind vor Weihnachten geht man auch selbst noch einmal das vergangene Jahr durch: Bin ich auch wirklich artig gewesen? Nach den Reisen sind die Gäste aufgefordert, Bewertungen abzugeben, auch der Reiseleiter wird benotet. Tja, wie war ich denn so? Habe ich zu wenig erzählt oder zu viel? Zu viel Unsinn vielleicht auch? Waren die von mir servierten Würstchen auch immer gut durchgewärmt? Habe ich, ohne es zu wollen, jemanden beleidigt oder ihm nicht die Aufmerksamkeit zukommen lassen, die er gern gehabt hätte?

War ich ein braver Reiseleiter? Oder gibt es die Rute?

Anfang Februar jedenfalls hat dann die große Göttin Uyobal (siehe meinen Beitrag 16-002) ihr Füllhorn über meinem Gabenteller ausgeleert, und nun kann das Jahr geplant werden. Ich gebe es offen zu, als ich die Mail mit den Vorschlägen bekommen habe, da habe ich einen kleinen Freudensprung gemacht. Ich kann kein ganz ungezogener Reiseleiter gewesen sein.

(Meine Familie war da gerade nicht da. Für die bedeutet das natürlich auch, dass ich in diesem Jahr etwa 100 Tage nicht zu Hause sein werde. Für Freunde bedeutet es, dass ich zu Geburtstagen und anderen wichtigen Anlässen nur aus der Ferne werde grüßen können. Nicht alle Freunde finden das auf Dauer gut. Und für den Chor, in dem ich singe, bedeutet es, dass ich auf etlichen Proben und vielleicht bei ein paar Auftritten fehlen werde. Das alles sollte man sich vorher klarmachen, wenn man so eine Tätigkeit aufnimmt.)

Aber ich habe es ja so gewollt. Und nun sind sehr schöne Sachen auf dem Gabenteller angekommen. Frankreich, Italien, Irland, England, Norwegen, Finnland, Spanien und die USA. Manche Reisen, die ich schon einmal gemacht habe, werde ich in diesem Jahr noch einmal leiten – dann etwas weniger aufgeregt, weil ich nicht erst suchen muss, wo es denn nun lang geht. Da muss man Kompetenz nicht mehr krampfhaft vortäuschen, da besitzt man sie dann tatsächlich. Und ich darf viel neues entdecken, der kleine Junge in mir, der spätestens seit er mit 8 Jahren zum ersten Mal „Marco Polo“ gelesen hat, von schier unstillbarem Fernweh geplagt war, lächelt glücklich.

Und nicht zuletzt werde mich durch Europa und die USA futtern können. Daran will ich den geneigten Leser meines Blogs auch in regelmäßigen Abständen Anteil haben lassen. Und heute soll es damit losgehen.

 

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Meine Grundphilosophie beim Essen und Kochen lautet: Es braucht nicht viele und besondere Zutaten, die aber müssen gut sein. Man kann sich noch so viel Mühe geben, man bekommt aus einem Eisklumpen, den man aus dem Tiefkühlregal nimmt und der angeblich ein Suppenhuhn sein soll, keine vernünftige Hühnerbrühe hin, zumindest keine, die vergleichbar wäre mit dem Ergebnis, das ein Suppenhuhn vom Bauern liefert, ein Huhn, das noch sein Leben lang über den Hof gerannt ist und auf dem Misthaufen gescharrt hat. Klar ist so ein Huhn teurer als ein Turbohuhn, das sein Lebtag in einem Käfig zugebracht hat – aber das Ergebnis macht die Mehrkosten mehr als wett, das spürt man zu ersten Mal, wenn es aus dem Suppentopf beim Brühekochen zu duften beginnt.

Ja, ich bin nun mal Fleischfresser. Aber auch da versuche ich, nicht jeden industriell hergestellten Dreck zu kaufen. Lieber etwas weniger Fleisch, dafür vernünftiges.

Mein heutiges Rezept kommt aus der Kategorie „wenige, aber gute Zutaten“ – und ist sogar völlig vegetarisch. Da ich in diesem Jahr mindestens zweimal an Genua vorbeikommen werde ist es angebracht, das Geheimnis des echten Pesto alla Genovese zu verraten. Bei kaum einem Lebensmittel wird im Supermarkt bei den fertigen Erzeugnissen im Glas so viel geschummelt und gestreckt wie bei diesem eigentlich ganz simplen Rezept.

Also, man nehme:

  • 200 g Basilikumblätter (am besten aus eigenem Anbau im Balkonkasten. Hier wird im Glas meist mit Petersilie gestreckt, ist billiger und schließlich auch grün…)
  • 100g Pinienkerne (was? Die sind doch sauteuer! Da nehmen wir mal lieber Haselnüsse oder Cashewkerne, das rechnet sich.)
  • 100g Parmesan oder zumindest Grana Padano, im Stück gekauft und selbst gerieben (ach was, Käse ist Käse! Da nehmen wir lieber jungen Gouda, den gibt’s grad so günstig…)
  • 2 Knoblauchzehen (ist nicht jedermanns Geschmack, gehört aber dran!)
  • 1 EL Salz (das ist der einzige Bestandteil, bei dem nicht geschummelt wir. Hoffe ich zumindest.)
  • Olivenöl (und zwar solches, das aus Oliven gemacht wird, nicht aus Sonnenblumenkernen oder Raps oder woraus auch immer.)

Das ist schon alles. Jetzt muss man die Zutaten nur noch zerstampfen und vermischen. Stilecht macht man das in einem großen Steinmörser, man darf aber auch die Moulinette nehmen. Die Pinienkerne röstet man vorher in einer Pfanne ohne Fett an und das Olivenöl gießt man am Ende so lange zu, bis die Masse die gewünschte Konsistenz hat. Unter heiße Nudeln gemischt, noch ein wenig Extra-Käse oben drauf – und anschließend lässt man das Zeug im Supermarkt lächelnd stehen. Zumal sich der Rest vom Pesto, den man nicht gleich aufisst (das ist schwer…), aufheben lässt: Einfach in ein Glas füllen und mit einem Fingerbreit Olivenöl bedecken. Deckel drauf, dann hält sich das im Kühlschrank mindestens 14 Tage lang.

Schließlich muss ich meiner Familie ja immer mal eine Entschädigung dafür bieten, dass ich so oft und so lange nicht zuhause bin.

 

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