Fortsetzung:
Ein zerrüttetes, ein gespaltenes, ein verwüstetes Land — ein Torso an Demokratie
Aber es gibt, und das ist das eigentlich Beängstigende, einen zweiten, weitaus gravierenderenden Trump-Erfolg. Der Lügen-Präsident schaffte als erster, was bis dato von keinem anderen republikanischen Kandidaten erreicht wurde: Donald J. Trump hat als erster Republikaner bei Präsidentschaftswahlen ca. 74 Mio. Wähler*innenstimmen auf seine Person vereinen können. Von den ca. 257 Mio. Wahlberechtigten gaben rund 156 Mio. Wähler*innen ihre gültigen Stimmen ab. 74 Mio. Stimmen entspricht immerhin einem Stimmenanteil von etwa 46,8% für Trump. Von ca. 330 Mio. Amerikanern sind folglich rund 74 Mio. überzeugte Trumpisten und damit Antidemokraten*innen. Wieso? Weil der noch amtierende Lügen-Präsident, Donald J. Trump, diese Wähler*innen mit undemokratischen, unseriösen, überwiegend sogar mit kriminellen Machenschaften manipuliert hatte und auf diese Weise seinen ganz persönlichen Wahlerfolg krönen konnte. Es waren seine toxischen Lügen-Narrativen, seine tyrannischen Drohungen, sein menschenunwürdiger alles Gemeinwohl zersetzender Hass und seine Hetz-Kampagnen, die seine Trumpisten-Wähler*innen mobilisierten. Seine berechnende, fortwährende Lügen-Indoktrination ging erfolgreich auf: Donald J. Trump hat als erster Präsident der us-amerikanischen Geschichte zunächst einen antidemokratischen Mob herangebildet und diesem Mob sodann seine „Stimme“ und sein Anführer-Gesicht verliehen. Diese 74 Mio. überzeugter Antidemokraten*innen wird Joe Biden während seiner Amtszeit nicht mehr mit der Demokratie „versöhnen“ können. Denn diese Bürger*innen werden sich aufgrund der Trump-Indoktrination auf Lebenszeit ihrem Präsidenten-Idol, dem Lügen-Donald, verbunden fühlen. Auf Jahrzehnte hinaus werden sie zutiefst davon überzeugt bleiben, dass ihr persönliches „Goldenes Zeitalter“ die „Ära Donald J. Trump“ war. Eine Ära, die sich ausschließlich auf einer Lügen-Doktrin aufbaute, darin unausrottbar verwurzelt wurde, solange, bis sie für die Trumpisten Realitäts-Charakter und überzeugende „Wahrheit“ annahm. Für diese fanatisierten Amerikaner*innen wird die „wahrhaft gute alte Zeit“ stets jene Epoche bleiben, als man Lügen in ihrem Sinne als die einzig gültige Wahrheit glauben und Hass und Hetze ganz legal ausleben durfte. Und hierin durch Trumps Twitter-Manipulationen ad infinitum bestärkt, diese Öffentliche Meinung sogar als „Law & Order“ im ganzen Land straffrei öffentlich vertreten konnte…—
Stereotypen, Vorurteile, Überzeugungen dieser Qualität wirken in tradierten Erzählungen oftmals über Generationen fort. Was der sog. „Jim Crow-Rassismus“ den USA, das ist der Antisemitismus in Europa und speziell in Deutschland. Wie es die Columnistin des Chicago Tribune, Dahleen Glanton, sinngemäß formulierte: Es ist keine Schande, in einer sich schnell wandelnden Zeit, den Anschluss zu verlieren. Der Affront besteht darin, freiwillig in der Vergangenheit und ihren Ressentiments leben zu wollen.
Quo vadis Grand Old Party?
Spätestens seit Trumps Aufruf zum „Sturm auf das Kapitol“ und damit zum landesweiten Aufruhr, zur Rebellion, die die „nationale Sicherheit“ grundlegend gefährdete, blieb dem demokratisch gesinnten Amerika keine andere Möglichkeit mehr übrig, als diese Person bestmöglich und dauerhaft von allen zukünftigen politischen Ämtern auszuschließen. Und das besagt für einen US-Präsidenten: Impeachment. Für Donald J. Trump bedeutet dies: Der 45. Präsident wird als erster in die Geschichtsbücher eingehen, der zweimal impeached wurde. Ein weiterer, jedoch äußerst fraglicher Erfolg, den der wahre Donald auf sich vereinigen muss. Die ultima ratio müsste m.E. jedoch noch weiter gehen: müsste nicht der gesamte Trump-Clan zukünftig von politischen Ämtern ausgeschlossen werden, da doch der Sohn, Donald Trump jr., nachweislich noch habgieriger, noch antidemokratischer und tyrannischer in seinen politischen Ansichten ist — Stichwort: „total war…“, „Trump-Republikaner“ (anstatt demokratische Partei) — als es der Vater jemals war…—?
Amerika steht „alternativlos“ an einem historischen Scheideweg: entweder spaltet sich die Grand Old Party in konservative, jedoch demokratisch gesinnte „Republikaner“ und rechtsextremistische „Trumpisten“, und rettet auf diese Weise die 250-jährige, demokratische Verfasstheit der „United States of America“. Hilft mit, aus der jetzigen „Rumpf-Demokratie“ erneut eine Demokratie für alle US-Amerikaner*innen zu errichten, u.z. gemäß der Verfassung von 1774 nach „Law & Order“. Oder aber die „Grand Old Party“ prostituiert sich abermals mit tyrannischen Macht-Interessen und hievt in vier Jahren den nächsten Trump-Despoten als Präsidenten auf den Schild; ruft diesen auf Lebenszeit zum Alleinherrscher, zum Tyrannen, aus. Dieser würde sodann sicherlich vollenden, was einem Donald J. Trump sen. nur beinahe gelungen wäre: nämlich nicht nur die GOP für die eigenen, die rein privaten Zwecke zu instrumentalisieren, ferner die Macht der US-Demokratie erfolgreich für seinen Familien-Clan und dessen kriminellen Geschäfte zu privatisieren und letztlich Amerika’s Demokratie endgültig zu Grabe zu tragen. Eine solche Persönlichkeit könnte ein Trumpist sein. Die Grand Old Party hat nun beides in der Hand: Renaissance versus Untergang der US-Demokratie…—
Mögliche Folgen für Deutschland
Die Parallele von Reichstag-Erstürmung und Sturm auf das Kapitol zeigt überdeutlich, dass in beiden Demokratien anti-demokratische Kräfte massiv und unterminierend am arbeiten sind. Gibt es Gemeinsamkeiten der „toxischen Narrative“? Gibt es Unterschiede??
Diese und ähnliche Fragen wird der nächste Beitrag behandeln.
Quellen und Belege
Präambel der amerik. Verfassung
https://en.wikipedia.org/wiki/Preamble_to_the_United_States_Constitution
NZZ, offizielles Wahlergebnis nach Bevölkerungs-Stimmen
https://www.nzz.ch/international/wahlen-usa-2020-alle-resultate-in-der-uebersicht-ld.1582454
welt online, Wahlergebnis nach von Trump verlorenen Wechselstaaten
Der sog. „Jim Crow-Rassismus“
https://de.wikipedia.org/wiki/Jim_Crow
CNN-Artikel, 07.07.2020: umgangssprachliche Diskriminierung u. Rassismus in der Alltagssprache der USA
Chicago Tribune-Arikel, 04.03.2020: „Black people“ versus „colored people“